laut.de-Kritik
Live-Hammer erster Güte von den guten alten Black Sabbath
Review von Michael SchuhEs scheint bei keinem noch so großen Künstler eine Ausnahme zu geben. Selbst wenn sich mit den Jahren die Lebensumstände ändern und sich (je nach Bedarf) entscheidet, alle Groupies dieser Welt gegen ein geregeltes, zurückgezogenes Leben einzutauschen. Kult scheint heute nur noch den Verstorbenen beschieden. Denn irgendwann kommt bei allen noch Lebenden nach jahrelanger Bühnenabstinenz - meist in Verbindung mit psychischer Rekonvaleszenz (Ozzy mal ausgenommen) - plötzlich der Tag, an dem sie es nochmal wissen wollen.
Nach den einst epischen Led Zeppelin (in der Klon-Form Page & Plant) und den einst bluesrockenden Deep Purple nun also eine weitere Auflage der Reihe "we're only in it for the money"?
Egal. Denn was das Original-Sabbath-Line-Up mit "Reunion" vorlegt, ist ein Live-Hammer erster Güte. Aufgenommen in der zweiten Nacht beim Heimspiel in Birmingham Ende 1997, rocken die Heavy Metal-Oldies vor voller Hütte so betörend, daß man sich die Szene, wie Henry Rollins massiv headbangend in Mischpultnähe zu Werke ging, bildlich vorstellen kann.
Ob "War Pigs", "N.I.B." oder "Sabbath Bloody Sabbath", die Band ist in Spiellaune, die Geräuschkulisse atemberaubend und Ozzys karges Rock'n Roll-Vokabular sorgt für ungewollt komische Momente. Dafür ist man über die Ausdauer seines Stimmvolumens mehr als überrascht, vor allem beim Schauerschocker "Black Sabbath". Hinzu kommt die klanglich astreine Aufnahmequalität, die der Nostalgie förmlich Flügel verleiht.
Nachdem die Vorstellung mit "Paranoid" zu Ende geht, läßt uns die Band noch mit zwei neu eingespielten Studiotracks zurück: "Psycho Man" ist eine völlig überproduzierte Nummer mit einem Refrain, der selbst vor 20 Jahren für wenig Aufsehen gesorgt hätte. Dafür zeigt das kitschig betitelte "Selling my Soul" nochmal die große Stärke dieser Band auf: ein düsteres, billiges Riff, gepaart mit einer mitreißenden Hookline, angeführt von Osbournes ausdrucksstarkem Gesang.
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