laut.de-Kritik
Mythos und Magie. Die KI machts möglich.
Review von Yan Temminghoff"Ghost Stories" markiert den möglichen Endpunkt der mythisch-magischen Blue Öyster Cult und ihrer fünfzig Jahre währenden Karriere. Anders als beim letzten Studioalbum "The Symbol Remains" restaurierte die Band unveröffentlichte Studioaufnahmen aus den Jahren 1978 - 1983, editierte die Spuren und besserte an einigen Stellen mit neu aufgenommenen Instrumenten nach.
Die KI machts möglich, dass sich zahlreiche Originalmitglieder wie Donald Roeser oder Eric Bloom die Gitarrenklinke in die Hand geben, respektive die Schlagwerker Albert Bouchard und Rick Downey zu hören sind. Auch wenn die Songs aus der kreativen und kommerziellen Hochphase stammen - ein Meilenstein wie "Secret Treaties" bleibt unerreicht. Und doch schimmern Mythos und Magie der Kult-Truppe immer wieder durch.
"Late Night Street Fight" schunkelt im gemächlichen Boogie Rock als Opener aus den Boxen. Das rock'n'rollige "Cherry" ist eine kultige Hook-lastige Nummer mit Oho-Chören und deutlichen Chuck Berry-Anleihen. Das mäandernde, im Midtempo gehaltene "So Supernatural" passt thematisch perfekt in den okkulten Bandkosmos. Auch die Akkordbrechungen beschwören die Geister der Vergangenheit herauf. Gemeinsam mit dem eingängigen Refrain stellt dieser Track das Bindeglied zu Hits "Don't Fear The Reaper" und "Burning For You" da.
Bedeutend schmissiger und verbunden mit einigen coolen Solo-Licks lockert "Soul Jive" das Geschehen wieder auf. "Gun" versprüht eine punkige Note. Das Bar-Piano und die Spoken Word-Einleitung bauen Spannung in "Shot In The Dark" auf, bevor das Intro in einen Stones-mäßigen Rocker mündet. Balladesk gehalten und mit schwülstiger Athmosphäre versehen lädt "The Only Thing" zum Kuscheln ein. "Don't Come Running To Me" hat eine deutliche Achtziger-Schlagseite mit Blick auf Sound und Songwriting.
Die Einflüsse der Anfangsphase manifestieren sich in den Cover-Versionen von "We Get Out Of This Place" (Animals), "Kick Out The Jams" (MC5) und "Roadhouse Blues" (Doors). "If I Fell" ist eine kleine Lennon/McCartney-Nummer mit folkigem Anstrich und bildet ebenfalls die Brücke zu den Anfängen und Einflusssphären der Formation.
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