laut.de-Kritik

Wie gewohnt: Katzengejaule und erhabene Momente.

Review von

Seit elf Jahren, genauer gesagt seit 1997, veröffentlicht Will Oldham unter dem Künstlernamen Bonnie 'Prince' Billy. Von Kritikern und Kollegen gleichermaßen verehrt, bleibt eine zentrale Frage nach wie vor unbeantwortet: Was macht die Faszination seiner Musik aus? Was macht die Kombination aus einfacher Akustikgitarrenbegleitung und brüchiger Stimme anders als bei jedem anderen Alt-Folk-Musiker?

So viel sei vorweg genommen: Auch auf dem vorliegenden Album ist die Antwort schwer zu finden. Der Opener "Easy Does It" ist eine klassische Billy-Komposition mit Akustikgitarren, seichten Perkussionen und dem typisch hohen, sich fast überschlagenden Organ. Im Refrain kommt eine zweite Männerstimme hinzu, angereichert mit einer Fiddle-Einlage, gegen Schluss klimpert ein Piano im Hintergrund. Die Melodie ist lieblich, bleibt aber nicht im Kopf hängen. Das zweite Stück "Glory Goes" klingt nicht wesentlich anders, bis auf die weibliche Begleitung Ashley Webbers, die Billy am Mikrofon tatkräftig unterstützt.

Spätestens beim Gesang von "So Everyone", der stellenweise wie Katzengejaule klingt, gibt sich das analytische Ich dem Unerklärlichen geschlagen. Prompt folgt mit "For Every Field There's A Mole" ein Song, der jeden Oldham-Fan entzücken dürfte. Textlich und musikalisch scheint es ein Kinderlied zu sein, bis zum Schluss eine typische Wendung kommt: "Es gibt Seelen, mit denen man über die Dinge weinen kann, die nicht besungen werden. Und eine Hand, die die Kehle zudrückt, um den Weinkrapf zu ersticken". Süß und fies zugleich, begleitet von einer fast fröhlichen Klarinette.

Dass sich Oldham wieder Mark Nevers anvertraut hat, der bereits "Ease Down The Road" (2001), "Greatest Palace Music" (2004) sowie Calexico und Lambchop produziert hat, führt zu einer bislang kaum gekannten musikalischen Vielfalt. So ist "Other's Gain" leicht psychedelisch angehaucht, "Where Is The Puzzle" gar an Grateful Dead angelehnt. "You Want That Picture" im Duett mit Webber klingt dagegen weitgehend wie ein klassisches Folk-Lied, das wieder eine Oldham-Lebensweisheit enthält: "I went outside / and I stood very still in the night / and I looked at the sky / and knew that someday I'd die / and then everything would be ALL RIGHT".

Hier zeigt sich, dass der Waldschrat aus Kentucky nach wie vor in den ruhigen Momenten am meisten in den Bann zieht, wie auch in "Missing One" oder "What's Missing Is", das entfernt an Robert Plant und Alison Krauss erinnert. Gemächlich geht es auch im Titelsong zu, in dem sich die Stimme wieder in bedrohliche Höhen schraubt. "Weidenbäume biegen sich, aber ich werde mich nicht beugen", stellt Oldham in "Willow's Bend" klar, bevor er sich mit "I'll Be Glad" mit Pedal Steele und einem schon fast gospeligen Chor verabschiedet.

"Lay Down In The Light" besticht vor allem dank einer lockeren Wohnzimmerstimmung, die so typisch für Will Oldham ist. Ein Gruppe Freunde, die zusammensitzt und spielt. Die Texte muten tiefsinnig wie kryptisch an. Liegt darin vielleicht das Geheimnis dieser Musik? Ein Erklärungsversuch, der keine wirklich überzeugende Antwort darstellt. Doch es wäre falsch, alles verstehen zu wollen. Zurücklehnen und sich auf den Teppich aus lieblichen wie verschrobenen Klängen fallen lassen, lautet auch diesmal die sinnvollste Vorgehensweise.

Trackliste

  1. 1. Easy Does It
  2. 2. You Remind Me Of Something (The Glory Goes)
  3. 3. So Everyone
  4. 4. For Every Field There's A Mole
  5. 5. Keep Eye On Other's Gain
  6. 6. You Want That Picture
  7. 7. Missing One
  8. 8. What's Missing Is
  9. 9. Where Is The Puzzle
  10. 10. Lie Down In The Light
  11. 11. Willow Trees Bend
  12. 12. I'll Be Glad

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