laut.de-Kritik
Hymnische Songs mit Highspeed-Gebretter und spielerischer Perfektion.
Review von Michael EdeleWenn Borknagar ihren Rhythmus beibehalten, dann kratzt Sänger Vintersorg nach "Epic" die Kurve, denn bisher hat jeder Sänger nur zwei Alben durchgehalten. Wollen wir mal hoffen, dass daraus keine Tradition wird, schließlich ist der Kerl ein sehr variabler Sänger.
Obwohl die Band inzwischen auf Gitarrist Jens F. Ryland und Basser Tyr verzichten muss, kann man den Titel nur als absolut zutreffend bezeichnen. Jedoch sollte man nicht den Fehler machen, episch mit bombastisch gleichzusetzen, denn auch wenn der Sound von "Epik" sehr druckvoll und fett klingt, haben wir es hier mit keinem überladenen 728 Tonspuren-Werk zu tun. Man merkt jederzeit, dass hier einfach erstklassige Musiker am Werk sind, die ihre Ideen bewusst umsetzen und Musik mit einer enormen Tragweite komponieren, die auch jenseits des Bombasts existieren kann.
Wer kein übermäßiger Fan von Black Metal ist, sollte sich von dem heftigen "Future Reminiscence" nicht gleich abschrecken lassen. Wer drauf steht, bekommt eh die Vollbedienung. Doch schon im ersten Song (wie in den nachfolgenden auch) offenbart die Band ihr Potenzial und vermischt hymnische Elemente mit Highspeed-Gebretter und spielerischer Perfektion. Dass dabei immer wieder artfremde Klänge auftauchen, rundet das Ganze umso mehr ab, auch wenn der Keyboardsound zu Beginn von "The Weight Of Wind" sehr an Nerven zerren kann.
Anspieltipps zu geben, fällt bei "Epic" relativ schwer, da sich die Zielgruppe kaum benennen lässt und wohl fast jeder seinen eigenen Favoriten auf dem Album entdecken kann, je nachdem, welche Vorlieben er hat. Wenn wir mal von dem "Hu-ha" Parts absehen (bin doch nicht Dschinghis Kahn), gefällt mir persönlich "Relate" sehr gut, und das abgefahrene "Sealed Chambers Of Electricity" lässt meine Kinnlade auch immer wieder auf Halbmast hängen. Doch nicht nur musikalisch stellt das Album einige Ansprüche an den Hörer. Wenn man sich die Zeit nimmt und sich etwas näher mit den Texten auseinander setzt, kann man an teils sehr interessanten Gedankengängen teil haben.
Der aufgeschlossene Metal-Fan sollte sich "Epic" auf jeden Fall mal auf den Einkaufszettel schreiben. Wer seine Mucke lieber direkt auf den Punkt gebracht haben will, lässt das Teil besser im Regal stehen.
Noch keine Kommentare