laut.de-Kritik

Sympathisch ungeschliffener, naturverbundener Neo-Folk.

Review von

Dass der Singer/Songwriter John Darnielle die Bowerbirds zu seiner Lieblingsband der letzten Jahre erklärt hat, liefert insofern einen ersten Anhaltspunkt, da dieses amerikanische Trio mit dem Mountain Goats-Mastermind seine Vorliebe für tiefgründige Songs zwischen Folk/Neo-Folk und Americana teilt.

Ein ökologisches Bewusstsein und Naturverbundenheit prägen die Bandmitglieder, die seit geraumer Zeit am Rande der Zivilisation zuerst in einem Wohnwagen gelebt und sich nun eigenhändig eine Blockhütte errichtet haben. Diesem Ambiente entsprechend liegen Umschreibungen wie Lagerfeuermusik oder Lo Fi-Folk durchaus auf der Hand.

Der Gitarrist und Lead Vocalist Phil Moore, Beth Tacular (Akkordeon, Percussion) und Mark Paulson (Piano, Violine, Percussion) tragen mit reduzierter, akustischer Instrumentierung und verflochtenen Gesangsharmonien eine Unmittelbarkeit und sympathische Ungeschliffenheit in ihre Kompositionen.

Zur oft gezupften Akustischen stimmt Moore im Opener "Hooves" mit einnehmend weichem Gesang ein zärtliches Loblied auf seine Mutter an, einsetzend mit "Back to when I was born on a full moon/ i nearly split my mama in two", umschmeichelt von sanftem Akkordeonspiel und dreistimmigem Ah Ah-Gesang zwischen den Strophen.

Neben den immer wieder mehrstimmig vorgetragenen Textpassagen und behutsam, aber effektvoll gesetzten Akkordeon- und Violinenlinien erweist sich die eigenwillige Rhythmisierung der Songs als weiteres markantes Merkmal. Eine Basstrommel, diverse Schlagtechniken und hier und da eine Tamburin genügen, um Stücken wie "In Our Talons" einen dynamischen Rhythmus zu verleihen. Der dumpfe Klang und die Unruhe dieses unkonventionell eingesetzten Schlagwerks untermalen hervorragend die häufig thematisierte Zerstörung der Natur durch den Menschen.

Auch wenn Textzeilen wie "It takes a lot of nerves to destroy this wondrous earth" ("Our Talons") oder "There is hate in the grip of our human hands" ("Human Hands") fatalistische Züge tragen, lyrisch und musikalisch setzt das Ensemble solchen Zustandsbeschreibungen immer sonnige Arrangements entgegen. Noch lässt die Nachdenklichkeit und Sorge der Lebensfreude genug Raum.

Melancholischere Momente finden sich bei introvertierten Stücken wie "The Marbled Godwit", in dem die Violine das Gitarrenspiel dramatisch untermalt oder den ruhelosen "The Ticonderoga" oder "Matchstick Maker", das mit einem Finale aus Gitarre, Akkordeon und Klavier eindringlich ausklingt.

Mit wunderbaren Melodiebögen und absolut liebenswerten Arrangements bewegen sich die Bowerbirds mit diesem harmonischem Debüt stilistisch zwischen dem Kammerfolk von The Miserable Rich, dem Freakfolk eines Devendra Banhart und der Unaufgeregtheit der letzten Mountain Goats-Alben. Wahrlich ein schöner Ort, um lange zu verweilen.

Trackliste

  1. 1. Hooves
  2. 2. In Our Talons
  3. 3. Human Hands
  4. 4. Dark Horse
  5. 5. Bur Oak
  6. 6. My Oldest Memory
  7. 7. The Marbled Godwit
  8. 8. Slow Down
  9. 9. The Ticonderoga
  10. 10. Olive Hearts
  11. 11. La Denigración
  12. 12. Matchstick Maker

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