laut.de-Kritik
Hendrix, Hanf und Hängematte.
Review von Michael SchuhLassen wir das gräusliche Cover mal beiseite und kommen wir gleich zum Thema: Brant Bjork, ehemals von Rock-Rabauken umgarnter Drummer in den Formationen Kyuss und Fu Manchu, und vor ein paar Jahren praktisch über Nacht zum Hohepriester des Hängematten-Grooves umgeschult, hat ein Doppelalbum aufgenommen. Bezog sich Dave Grohl mit einem ähnlichen Ansinnen kürzlich noch auf Led Zeppelin, greift Bjork ungeniert nach Höherem: Hendrix. The one and only Jimi. Darf's a bisserl mäh sein? Nö! Ist Hendrix doch nicht erst seit Bjorks "Hey Joe"-Cover ein Thema, mit dem sich der Mann mindestens so gut auskennt wie mit Cannabiskonsum.
Womit die Eckkoordinaten zum vorliegenden, fünften Solowerk benannt wären, das der Kalifornier erneut mit seinen Bros. aufnahm: Hendrix, Hanf und Hängematte. Bildeten gerade die letztgenannten Ingredienzien tragende Elemente des schwer zu toppenden Vorgängers "Local Angel", greift nun allerdings die Lust des Gitarristen zu Tempo und Gniedelei verstärkt um sich, wodurch ein stimmiges Abbild zu den Live-Performances der Truppe entsteht.
Ursprung der Rocksause war mal wieder die mitten in der kalifornischen Wüste gelegene Neo-Kommune Rancho De La Luna, wo Brant Bjork seit jeher seine Inspirationen zu inhalieren pflegt. Dass er erneut fündig wird ... geschenkt! Ohne die Enge herkömmlicher Songkorsette im Nacken, wickelt er seine Riffs mal stoisch um ein Drum-Thema und lässt den Gesang Gesang sein ("Dr. Aura"), oder er weidet sich an einem guten alten Blues ("Sweet Maria's Dreams"), dem er im Mittelteil volle Breitseite ein Starkstrom-Solo reinlatzt.
Zwischendrin hagelt es Kiffrocker ("Get Into It", "'73", "Moda"), wie sie eben nur der Mann mit dem lässigsten Schnauzbart seit Burt Reynolds aus dem Handgelenk schüttelt. Und der Ursprung von all dem kann so einfach sein: "We get high all night in the city of Rock'n'Roll, and if you're looking to get your vibe right, we'll be jamming on the dancefloor" (aus "Moda"). Die Uptempo-Nummer "Lil' Bro" könnte sogar glatt im Radio laufen (ja, auf laut.fm läuft sie sowieso!)
Der erste Teil von "Saved By Magic" ist feinstes Serve-And-Volley. Motto: nicht lange fackeln, angreifen! Brant Bjork mutiert zu Björn Borg, hält sein Instrument ebenfalls mit beiden Händen fest und platziert Riff um Riff genau dort, wo es hingehört. Mit Stirnband! Dass auf CD 2 ein etwas anderer Wind weht, ist schon am durchgeknallten Opener abzulesen, einem sechsminütigen Instrumental, dessen eingefügte "Kuckuck"-Rufe und Lach-Flashs der beteiligten Musiker ausreichend Rückschlüsse auf den Geisteszustand während der Aufnahme ziehen lassen. Freak Levels, eben.
Es folgen betont rohe Songskizzen im Stile von Outtakes ("Paradise On Earth", "Cool Abdul"), der Spoken Word-Song "Avenida De La Revolución", aber auch nochmal Kracher wie "Let The Truth Be Known" und das psychedelische Cream-Cover "Sunshine Of Your Love". Insgesamt beruhigt sich die Vorstellung im zweiten Teil etwas, Bjork präsentiert quasi seine "Lullabies to paralyze". Wer dem Mann dank Songzeilen wie "My life is a record store" nicht ohnehin schon aus der Hand frisst, könnte sich mit der ersten CD des Doppelpacks also frisch verlieben. Für alle anderen gilt: "Let the truth be known ... and get stoned."
2 Kommentare
Ich find die Platte ziemlich mies. Der Gesang ist eintönig und langweilig, die Riffs ziemlich einfach gehalten und die Coverversion von Cream "sunshine of your love" ist nur noch schrecklich! Pluspunkt ist das Artwork der CD-Hülle:(
Das Laut-Review trifft das zu Pop hüpfende Mädel am Zopf!
BBB's Alben sind Geschmackssache, Live-gigs der Band sind jedoch Pflichttermin!!!
Look out for "Punk rock guilt"