laut.de-Kritik
Wie fröhliches Hummelbrummen auf einer Frühlingswiese ...
Review von Giuliano BenassiInstrumentale Gitarrenmusik ist meist ein Genre für Eingeweihte, da virtuoses Geklimper bei ungewohnten Ohren schnell auf angestrengtes Desinteresse stößt. Wie der Rückblick "The First Decade" zeigt, bildet das California Guitar Trio in dieser Hinsicht eine angenehme Ausnahme.
Sie lernten sich als Schüler des manischen Robert Fripps kennen; an ihrem technischen Können besteht also kein Zweifel. Der Opener "Yamanashi Blues" aus ihrem ersten Album 1993 stellt es eindrucksvoll unter Beweis: Drei Stahlseitengitarren wirbeln herum und wechseln sich mit gezupfter Begleitung und Melodieführung fröhlich ab, kommen stellenweise zusammen, gehen aber auch immer wieder auseinander.
Das Ergebnis hört sich an wie fröhliches Hummelbrummen auf einer Frühlingswiese, bei dem sich immer wieder klassische Zitate einschleichen. So erinnert "Melrose Avenue" an den spanisches Komponisten Rodrigo, während die "Train To Lamy Suite (PT 3)" ein Thema Ennio Morricones aufgreift. "Carnival" mutet südamerikanisch an, "Kan-Non Power" kommt dagegen frippig daher und lässt sich von lang gezogenen Synthetizer-Noten begleiten. "Train To Lamy PT 5" ist akustischer Bluegrass, auch langsame Stücke wie "Punta Patri" können neben den aberwitzig schnell gespielten Läufen der meisten anderen Stücken bestehen. Neben Stahlseitenklängen gibt es auch klassiche Gitarren und gelegentliche elektrische Noten zu hören.
So unterschiedlich sich das alles anhört, so gut passt es zusammen. "The First Decade" eignet sich sowohl für genaueres Lauschen als auch zur Hintergrundbeschallung. Als Übungsgrundlage leider wohl weniger - es sei denn, man gehört zu den wenigen Auserlesenen, die ohne weiteres zehn Noten pro Sekunde hindudeln können.
Noch keine Kommentare