laut.de-Kritik
Deutlich mehr Gitarren und weniger Originalität.
Review von Martina KellnerAls sich Luísa (alias Lovefoxxx), Adriano, Luiza Sa, Ana, Ira und Carolina 2003 im brasilianischen São Paulo aufmachen, Cansei De Ser Sexy (kurz CSS) zu gründen, ahnt niemand, dass das Künstler-Kollektiv einmal derart erfolgreich durchstartet, wie einige Zeit später mit dem gleichnamigen Debüt geschehen. Schließlich spielt anfangs abgesehen von Drummer Adriano keiner auch nur ansatzweise ein Instrument.
Umso erstaunlicher ist es auch, dass CSS Anfang 2006 beim Label Sub Pop unterschreiben, das einst dem Genre Grunge zu gesteigerter Popularität verhalf. Inzwischen weiß man aber auch abseits von Seattle und São Paulo, dass CSS ihr musikalisches Handwerkszeug durchaus beherrschen: bekannt und berüchtigt sind sie mittlerweile, die Brasilianer mit dem Fable für unkonventionellen Dresscode, Pop und Death From Above 1979. Auch das zweite Album "Donkey" planscht nach wie vor im Elektro-Dance-Pool, etwas routinierter vielleicht als zuvor, dafür ohne größere Bauchklatscher, allerdings auch ohne beherzte Sprünge ins Tanz-Becken.
Auf Kracher wie "Let's Make Love And Listen To Death From Above" wartet man nämlich vergebens. Auch der Charme eines "Music Is My Hot Hot Sex" scheint verflogen, ebenso der Brasilien-Appeal eines "Bezzi" oder "Alala", singt Lovefoxxx doch nunmehr frevelhafterweise nur noch auf Englisch. Ihr teils zierliches, meist jedoch samtiges und einlullendes Stimmchen ist jedoch immer noch markantes und elementares Herzstück der Songs.
Treibende Gitarren stehen diesmal deutlich im Mittelpunkt, wo sich vorher eher Konsolenspielsounds und allerlei Synthesizerbeats jagten. Im Opener heißt es: "We didn't come into the world to walk around / We came here to take you out" und ohne Frage bietet der Debütnachfolger "Donkey" eine ordentliche Stange tanzbarer Klänge, die man sich gut und gerne im Stammclub um die Ecke wünscht.
Tracks wie "Jager Yoga" und "Give Up" laden zweifelsohne zum Mitwippen und -trällern ein (ersterer ist eindeutiges Highlight der Platte) doch fehlt insgesamt oft dieses gewisse Etwas, das Rohe und Ungeschliffene des Erstlings. Dafür gilt es nun viel Dramatik zu verarbeiten ("Beautiful Song", "Air Painter"), und doch bleibt am Ende meist nur der Überfluss ("Move", "Let's Reggae All Night") und zu wenig Nachhaltiges.
Hier und da fühlt man sich an Robots In Disguise erinnert, dann und wann an New Young Pony Club - alles in allem sehr nett arrangiert, aber eben nicht mehr so originell wie beim Debüt.
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