laut.de-Kritik
Linker Auf-die-Fresse-Rap mit Schlagseite zum Punk.
Review von Laura Sprenger"Ich muss mich abgrenzen, ich muss Punk bleiben", so die Devise von Captain Gips, Hamburger Jung und ein Drittel von Neonschwarz. Abgrenzen wovon? Ganz klar: Nazis, Rassisten, AfD-Wählern und allen, deren ewiges Wir nur "Fahne schwenken, ausgrenzen" bedeutet. Sie alle bekommen auf "Klar Zum Kentern", dem vierten Album des Captains, ordentlich Fett weg. Was theoretisch seine Berechtigung hat, kommt in der Praxis leider nicht ohne Plattitüden und schon oft gehörte Klischees aus.
"Dein Vater hat dich niemals in den Arm genommen", attestiert Gips dem deutschen Wutbürgertum. Vor potenzieller Gewaltanwendung als Gegenmaßnahme schreckt er aber offenbar nicht zurück: "Wir kriegen das schon wieder hin, mit ein bisschen Liebe / Mit ein bisschen Liebe und ei'm nuklearen Sprengkopf, ein paar Bomben, ein paar Panzern und ein bisschen Sprengstoff", heißt es in der herzhaft-beschwingten Hook zu "Menschheit". Wenn das so ist, sollte man zu einer Auszeit auf den "Malediven" wohl besser nicht Nein sagen.
Auch wenn die Thematik der zwölf Songs von linkem Auf-die-Fresse-Rap ("Rotz Und Schmutz") über Bekenntnisse zum Spießertum ("Party Is Over") bis zu gesellschaftlichen Zwängen ("Oh Ha!") und Depressionen ("Der Schwarze Hund") reicht, zieht sich musikalisch vor allem eines durch: die enorme Live-Tauglichkeit des Albums. Für die größtenteils basslastigen Beats zeichnen unter anderen Farhot, Ulliversal und Spion Y verantwortlich, während Gips ein Händchen für eingängige Hooks beweist – wobei er es mit deren Einfachheit stellenweise auch übertreibt ("Wahwahwah").
Leider schwankt der Captain in den dazwischenliegenden Parts häufig zwischen sehr gelungenen und eher peinlich anmutenden Lines, inszeniert sich aber meist als durchaus sympathischer Zeitgenosse. Als "halb Rap, halb Punker" weckt er Assoziationen mit Swiss und der Antilopen Gang. Von Ersterem distanziert er sich an anderer Stelle deutlich, allerdings mit einer klaren Mission: "Entweder dumm oder leider nicht cool, doch Cap is back, ich mach Rap wieder schwul!"
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