laut.de-Kritik
"We're not cocks on weed / we are chicks on speed".
Review von Michael SchuhEs ist ja nicht so, dass wir die Chicks On Speed und ihre mitunter pointierten Feminismus-Impulse angesichts des heute populären Heidi Klum-Frauenbilds nicht bitter nötig hätten. "Cutting The Edge" legt jedoch die Vermutung nahe, dass man sich die Lärm-Aktivistinnen dieser Tage besser live anschauen sollte, als sich mühsam durch vorliegende 23 Songs zu quälen.
Einer ohnehin fälligen Best Of-Sammlung, wofür ich "Cutting The Edge" zunächst fälschlicherweise hielt, hätte der Albumtitel zwar noch famoser gestanden. Kreativarme Retrospektiven sind die Sache von Melissa Logan und Alex Murray-Leslie jedoch nicht.
Das seit 2006 um das Gründungsmitglied Kiki Moorse ärmere und mit diversen, losen Neumitgliedern aufgestockte Avantgarde-Projekt agiert längst global, wohnt in verschiedenen Städten und lebt mehr denn je aus dem Reisekoffer (Dubrovnik, Tiflis, Taipai).
Wenn dann noch Zeit bleibt, entwirft man Konzeptkunst (Murray-Leslie will bald ein Sofa konzipieren) oder komponiert via Skype, zum Beispiel mit B-52 Fred Schneider, der auf "Vibrator" brummelt. Dass sich diese Vielseitigkeit positiv auf die neuen Songs auswirkt, ist leider nicht zu konstatieren.
Weniger mag man sich dabei an der Tatsache stören, dass der seit Ende der 90er Jahre stilbildende DIY-Cut & Paste-Sound kaum revolutioniert wurde. Vielmehr fehlt den überdrehten Songskizzen, als die sich COS-Tracks seit jeher verstehen, allzu oft zumindest eine tragende Idee.
Hinzu kommt, dass mit der frenetischen, Bobby O. huldigenden 80s Pop-Hymne "Art Rules" der beste Track schon zwei Jahre alt ist (ebenso die Christopher Just-Version). Alte Klasse erreichen die Chicks im tadellosen 60s-Beat zu "Worst Band In The World", der als neue Bandhymne fungieren könnte: "We're not cocks on weed / we are chicks on speed".
Oft gestalten sich die lyrischen Ideen aber spannender als die musikalische Umsetzung. Etwa jene, ein facettenreiches Thema wie geistiges Eigentum im Pop runter zu brechen und per Sparks'schem Eunuchengesang anzugehen. "Sex In Der Stadt" könnte man als schöne Replik auf heutige Underfucked-Ängste verstehen, die Serien wie "Sex And The City" transportieren. Durch rasantes Zitieren von Rufnummern und Zeitungsannoncen aus dem horizontalen Gewerbe ("hungry housewives waiting for your call") beruhigen die Chicks alle Stubenhocker: "Sex in der Stadt ist was keiner hat."
Wobei darauf eigentlich der Austro Pop-Star Peter Weibel gekommen ist, als er den Song 1983 komponierte. Nun ja, der Kunst- und Medientheoretiker lehrt heute am Karlsruher ZKM. Vielleicht dürfen die Chicks dort ja auch mal spielen.
2 Kommentare
ja bin richtig entäuscht von dem album.
das letzte war so geil aber diesmal keine weiterentwicklung.
schade.
wieso, girl monster rockt doch derbe.
ich bin noch nicht wirklich zum hören gekommen, aber ein freund von mir hört die tag und nacht, gerade im auto.
mei, ist halt ein chicks on speed album, aber sind schon feine sachen dabei. girl monster rockt, art rules ist gut und buzz zaubert jedesmal wieder ein fettes grinsen in mein gesicht. ^^
mit anderen worten: totaler schwachsinn, aber spaß machts trotzdem, oder gerade deswegen.