laut.de-Kritik
Ein Spitter mit rasendem, präzisen und dennoch kantigem Flow.
Review von Dani Fromm"I made an album that represents me." An dieser Absicht des bereits in jungen Jahren hochdekorierten Briten lässt schon der Titel seines Debüts keinen Zweifel. Mit "I Am Chipmunk", insbesondere den Auskopplungen "Chip Diddy Chip" und "Oopsy Daisy", markiert er eifrig sein Revier in den Hitparaden der Insel.
Es besteht nicht der leiseste Zweifel daran: mit Chipmunk bekommt man es mit einem extraordinär begabten Spitter zu tun. Die Verwurzelung im Grime ist seinem rasenden, präzisen, dennoch kantigen Flow stets anzuhören. Um so bedauerlicher, dass er kein ordentliches Grime-Album vorlegen möchte. Oder schob da etwa das Major-Label einen Riegel vor?
Klar, mit Pop-Käse fängt man Charts-Mäuse. Auch klar: Erschütternd viele Käufer goutieren offenbar schmalzige Schmacht-Hooklines, Pianoschmonz, Chimes und Eurodance-Plastikmüll - besagtes "Oopsy Daisy" liefert den besten Beweis. Musikalisch spannender macht das die Angelegenheit keineswegs.
Im Gegenteil: In der aus E-Gitarren-Klängen, Synthie-Claps und Autotune-Sounds zusammengekleisterten Geisterbahn fürs Gehör kann der Rap "so young, so fresh" tönen, wie er will - und das tut er tatsächlich: Musical Youth reloaded! Er bewahrt dennoch nicht vor schmerzhaftem Dauerbrechreiz.
Pianoballaden mit gesungenem Chorus der Marke "Sometimes" gibt es zu Hauf, daran ändert die Chipmunksche Beteuerung, sein Album wäre ohne diese Nummer nicht komplett gewesen, keinen Deut. Die Glaubwürdigkeit einer Liebeserklärung an die Lieben macht "Dear Family" nur unwesentlich weniger langatmig.
Gar gruselige Erinnerungen weckt der Synthiequark, der - obendrein noch garniert mit einer Hookline aus dem 08/15-R'n'B-Baukasten - aus "Lose My Life" quillt. Du warst zu jung, Mr. Munk, Du weißt es vielleicht nicht besser. Aber glaub' mir: Die 90er Jahre waren unter akustischen Gesichtspunkten wie die Mode der 70er, nämlich schauderhaft.
Glücklicherweise geht es auch anders. In Maniacs knallharter, fast schon technoider Geräuschkulisse von "Man Dem" läuft Chipmunk an der Seite von Kollegen Tinchy Stryder zu Höchstformen auf. Wizzy Wows dunkler, einlullender, detailverliebter Beat zu "Role Model" steht dem Knaben aus Tottenham so gut zu Gesicht wie die flirrenden Synthies in "I Am", die die grantige Attitüde seiner Zeilen unterstreichen.
Gleiches gilt für das exzellent gewählte Rocksteady-Sample in "Diamond Rings", wo sich Rap und Emeli Sandes Gesang supertanzbar ergänzen: So sollte Chipmunk immer klingen, dann schaffte er es auch ganz ohne Anbiederei an herrschende Trends auf jede stilvolle Party.
2 Kommentare
Schade, der Junge kann was, aber was soll man machen. Wileys Alben sind auch eher durchwachsen...
Ich hab mich schon so auf guten neuen Grime gefreut... kacke...