laut.de-Kritik
Jazzige Klavierakkorde mit Techno-Sounds, Computerbeats mit Bongos ...
Review von Giuliano BenassiGitarrengezupfe, zusammen gewürfelte Hintergrundgeräusche, eine Stimme, die Sinnloses erzählt und sich so anhört, als würde das Band andersrum abgespielt. Trotz einer Dauer von weniger als einer Minute merkt man schon beim Eröffnungsstück von "Godmusic", dass ein leidenschaftlicher Musikbastler am Werk ist.
Chocolate Genius alias Marc Anthony Thompson kennt sich offensichtlich in vielen Musikgenres aus und würfelt allerlei Elemente bunt zusammen: jazzige Klavierakkorde mit Techno-Sounds, Computerbeats mit Bongos, ruhige Melodien mit fetzigen Gitarren. Seine soulige Stimme bewegt zwischen der Höhe Marvin Gays und der Tiefe Barry Whites, sein Vokabular eher zwischen Eminem und Snoop Dogg.
Fast charttaugliche, poppige Lieder wie "My Endless Fall" wechseln sich mit eher konzeptuellen Stücken wie "Infidel Blues" oder "Birth Control" ab. Die Ruhe in "The Eye Of The Lord" oder "Planet Rock" wird durch das plötzliche Erscheinen einer verzerrt-schnittigen E-Gitarre gestört, um am Ende wieder die Oberhand zu gewinnen. Mal hört sich das Ganze wie eine experimentelle Phase der Beatles an, mal gibt es Kontaktpunkte zu Giant Sand.
Leider wirkt das Ganze ziemlich zusammenhanglos. Wie eben die Platte eines Menschen, der Monate lang im Studio rum probiert und sich mit künstlerischen Ambitionen ans Mischpult setzt. Exemplarisch ist dabei der Titeltrack "Godmusic", der sich als kakophonisches Getummel entpuppt: Schlagzeug, Gitarre und Klavier, begleitet von einem Kinderchor, spielen chaotisch in alle Windesrichtungen, was im Prinzip nicht schlecht ist, aber auch nicht etwas, das man sich mehrmals antun muss.
"Godmusic" ist letztendlich ein bisschen wie David Lynchs "Mullholland Drive": die ganze Zeit wartet man als Zuschauer darauf, dass endlich etwas passiert. Aber es passiert eben nichts.
Noch keine Kommentare