laut.de-Kritik
Grandioses Debut in guter Soundgarden-Tradition
Review von Florian SchadeNachdem sich Soundgarden 1997 auf dem Höhepunkt ihrer zwölfjährigen Karriere auflösten, führt Chris Cornell mit seinem ersten Soloalbum deren Tradition des Brechens mit üblichen Genres weiter. Euphoria Morning ist ein grandioses Debut, das durch perfekte Studiotechnik besticht und digitale Produktion aufs Angenehmste mit dem warmen Klang eines analogen Equipments verbindet.
Dieser Sound verschafft sich im Opener "Can´t Change Me" auch gleich Raum. Groß, üppig und samten legt sich der Klang wie eine Decke um den Hörer. War Cornell bei Soundgarden mehr ein Instrument im Ganzen -die Texte die er schrieb wurden meist der Musik auf den Leib geschneidert- so ist es jetzt andersrum. Er schreibt die Musik passend auf die Texte.
Daraus resultieren bittersüße, einfache und kummergeschwängerte Zeilen, wenn er beim Tribut an den viel zu früh gestorbenen Jeff Buckley, "Wave Goodbye", singt: "When you miss somebody, you tell yourself a hundred thousand times nobody ever lives forever." Das kommt einfach aus dem Bauch raus. Wie auch beim Song Sweet Euphoria, in dem sich Chris Cornell nur mit seiner Akustik-Gitarre präsentiert; filigran und schön: "Touched and broken are the things you love, using stars to light you candles."
Titel wie "Mission" fördern aber auch seine Hardrock-Wurzeln zu Tage und unterstreichen seinen Spaß an technischen Spielereien. Über allem aber schwebt Cornells Stimme. Ob im bluesgetränkten "When I´m Down" oder dem opulenten "Disappearing One": Verschiedenste Gesangsstile, eine nahezu gleitende Stimme und gefühlvolle Lyrics machen den Reiz dieser Platte aus. Chris Cornell schafft es, den essentiellen Punkt, das gefühlsmäßige Moment in Musik perfekt rüberzubringen und beschert uns mit Euphoria Morning ein vertontes Stück seiner Seele. Ganz groß.
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