laut.de-Kritik

Lassen sich unter ihre biederen Röcke schauen.

Review von

Die beiden Damen Client A und Client B haben das geschafft, wovon hunderte musikfanatischer Elektroniktüftler in ihren mit allerlei Equipment voll gestopften Hinterzimmerstudios jeden Tag aufs neue träumen. Noch bevor sie überhaupt eine Platte rausgebracht haben, stehen sie im Vorprogramm von Depeche Mode auf der Bühne und veröffentlichen nun ihr Debüt auf Andy Fletchers Toast Hawaii Label. Mit warmen Synthie-Grooves und feinem Händchen für poppige Melodien beweisen die beiden Client-Damen, dass die Vorschusslorbeeren nicht zu Unrecht verteilt wurden.

Einen Vorgeschmack auf den Longplayer vermittelten bereits die beiden Single-Auskopplungen. Begeistern konnte dabei weniger die trocken furzende Electro-Bassline der auf Dauer einfallslosen "Rock'n'Roll-Machine", als vielmehr die muntere Up-Tempo-Nummer "Price Of Love". Spacige Flächen legen sich über einen munter hüpfenden Sequenzer, ein energisches HiHat und die sofort zum Mitsingen animierende Hookline runden den gelungenen Poptrack ab.

Wenn dann noch Erinnerungen an Human League oder Adult wach werden, ist das Label Electroclash schnell bei der Hand. Und Client können sicherlich gut damit leben, schließlich zeigt ein Blick ins stylische Booklet, dass den Damen eine hohe Affinität zur Kunst-Szene unterstellt werden muss. Das Gespür für die einprägsame Geste, sei sie nun akustischer oder optischer Natur, unterscheidet Client denn auch von weitgehend anonymen Acts wie Adult, die sich in bester Detroit-Tradition hinter ihrem Equipment verstecken und deshalb den Crossover in den Pop nie schaffen werden, beziehungsweise ihn erst gar nicht anstreben.

Bei aller Huldigung des Pop können sich Client A und Client B das ein oder andere Störmoment nicht verkneifen. Etwa wenn das Instrumental "Civilian", reichlich mit Hall belegt, durch den Raum wabbert und den Zuhörer daran erinnert, dass glatt polierte Melodien und oberflächlich repetitive Lyrics auch dazu da sind, um wieder dekonstruiert zu werden. Nichts wird absolut gesetzt, schon gar nicht das eigene künstlerische Produkt. Wunderbar: Art-Pop wie er sein muss. So machen die folgenden Tracks um so mehr Spaß.

Auch "Here And Now", eigentlich ein wenig origineller Abklatsch von "Price Of Love", gewinnt plötzlich wieder an Format, stellt man ihn in den Kontext der popkulturellen Referenzlogik. Was normalerweise durch Coverversionen, Samples und die verschiedenartigsten Referenzen geschieht, zelebrieren Client im Mikrokosmos ihrer ersten Platte. Client flanieren mit ihren biederen Röcken eben nicht nur über den Laufsteg, sie lassen sich auch ab und an mal drunter gucken.

Wenn den beiden Engländerinnen auch auf ihren weiteren Releases die Ideen nicht ausgehen, erwarten uns wohl noch mehr genauso schöne Popperlen wie die von "Client". Und vielleicht gehen in zehn Jahren dann Client mit den alten Herren von Depeche Mode im Vorprogramm auf Tour.

Trackliste

  1. 1. Client
  2. 2. Rock And Roll Machine
  3. 3. Price Of Love
  4. 4. Happy
  5. 5. Diary Of An 18 Year Old Boy
  6. 6. Civilian
  7. 7. Here And Now
  8. 8. Sugar Candy Kisses
  9. 9. Pills
  10. 10. Leipzig
  11. 11. Love All Night

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