laut.de-Kritik
Handgestrickt, schlicht und dennoch nicht simpel.
Review von Dani FrommCluesos musikalischer Werdegang gibt immer wieder Anlass zum Staunen. Kaum einer, der seine Wurzeln eigentlich in der Hip Hop-Szene verortet, entwickelte sich über die Jahre zu einer ähnlich festen Burg für gefühlvolle Popmusik ganz ohne peinlich-sentimentalen Beigeschmack. Sein neues Album behält den eingeschlagenen Kurs konsequent bei: Der Knabe aus Thüringen ist immer noch "So Sehr Dabei".
Mit seinen im besten Sinne konsensfähigen Songs inszeniert sich Clueso einmal mehr als sensibler Liedermacher, der sein Augenmerk weniger den großen Zusammenhängen denn den unscheinbaren Details widmet. Statt großflächige Panoramaaufnahmen zu entwerfen, hält Clueso lyrisch wie musikalisch den Moment fest, registriert auch kleinste Stimmungsänderungen wie ein Seismograph, seziert Gefühle und Befindlichkeiten und verschafft sich so immense Glaubwürdigkeit. Nichts scheint aufgesetzt, das Erzählte ehrlich erlebt und empfunden.
"Manchmal macht mir der Nase nach einfach das Unbeholfne Spaß", heißt es in "Barfuss". So unbeholfen tönt allerdings gar nicht, was Clueso zusammenklimpert. Handgestrickt, schlicht und dennoch nicht simpel geraten seine meist von akustischer Gitarre dominierten Melodien. Schräge Töne setzt Clueso ganz bewusst ein und hält seine Hörerschaft so bei der Stange. Nur ganz selten, so im Titeltrack, befällt mich das Gefühl, mich an ein Lagerfeuer verirrt zu haben, an dem jeden Moment jemand die ausgelutschteste aller Pfadfindernummern, das olle "Hotel California" der Eagles nämlich, anzustimmen droht.
Ansonsten gelingt das Zusammenspiel aus Pop, einer Spur Elektro und einer Ahnung von Jazz erneut wunderbar. "Augen Zu" erhält durch den wie ein Herzschlag tickenden Rhythmus eine elektronische Note. Mit Drums, Gitarre, besonders in "Utopie" erstklassig groovendem Bass und ab und an aufblitzendem Piano bietet die Band ihrem Frontmann solide Rückendeckung.
Clueso selbst zählt ohne jeden Zweifel nicht zu den größten Sängern, die dieses Land hervor gebracht hat. In ihm steckt viel mehr ein Poet als ein Entertainer. An seiner leicht quäkenden Stimme störe ich mich deshalb weit weniger als an der auf voller Länge kultivierten Dauer-Melancholie, die ab einem gewissen Zeitpunkt gnadenlos langweilig an den Nerven zerrt.
Klar, sie passt bestens zur Thematik, wenn die ostdeutsche "Geisterstadt" betrauert oder in "Wir Woll'n Sommer" die Unzufriedenheit mit dem Wetter kund getan wird. Dennoch: Jemand, der in "So Sein Wie Du" gar selbstbewusst die alte Rap-Attitüde auskramt und das Genre Battle-Pop erfindet, der mit dem Erreichten völlig zu recht rundum zufrieden scheint, so jemandem wünsche ich eine ordentliche Portion Frohsinn, die dann ruhig auch ab und an hörbar werden darf.
39 Kommentare mit 4 Antworten
scheiß auf den songcontest.
der kerl schreibt einfach viel zu lässige songs.
album kommt ende mai.
tracklist:
01. barfuss
02. augen zu
03. niemand an dich denkt
04. wir woll´n sommer
05. geisterstadt
06. mitnehm
07. gewinner
08. schreibe dir
09. keinen zentimeter
10. so sein wie du
11. utopie
12. verlierer
13. pause
14. jede stadt
15. so sehr dabei
16. abspann (weck sie nicht auf)
ganz geeignet für den sommer.
und jetzt werft mit euren tr00en faulen eiern, ich leg mich raus.
ein paar der neuen lieder durfte ich mir ja schon anhören,klingen viel versprechend!
favoriten sind auf jeden fall gewinner, so sehr dabei und geisterstadt, wobei ich mir vorstellen kann, dass geisterstadt live besser funzt als so auf der cd...ma schaun, ich bin gespannt!
Werd ich mir sogar wahrscheinlich geben.
Ich denke Clueso wird auf dieser überguten Basis weiter entwickeln und immer für gute Musik sorgen. Dem Kerl traue ich kein schlechtes Album oder irgendwelche selbstamen Anwandlungen zu.
Leider beweist „Album“ das Gegenteil. ????
wenn mans nicht besser wüsste, könnte man es für ironie halten...
Es ist dieser Wahllos-Stiso
naja...das würd ich nicht sagen. der typ hat jetzt fame, tritt bei der eins live krone mit orchester auf, hat zweimal gold, hatte einen riesen hit mit gewinner, da kann ich mir schon vorstellen, dass er abhebt und nur noch belanglose popmusik macht
joa.. ich glaub nicht..