laut.de-Kritik
Vom progressiven Thrash zum eingängigen Doom.
Review von Michael EdeleMit Confessor kommt eine weitere Band zurück, die ich in meiner Jugend (ja, auch damals gab es schon Strom und verzerrte Gitarren) neben Sieges Even und WatchTower heiß und innig geliebt und verehrt habe. Auch bei Confessor hätte ich nie damit gerechnet, einmal eine CD-Review zu einem neuen Album schreiben zu dürfen, doch auch in diesem Fall sind die Prog-Götter mit mir.
Zu "Condemned"-Zeiten habe ich mich immer gewundert, warum die Band unter dem Genre Doom einsortiert wurde, waren die komplexen Songstrukturen, die 5/13-Takte und der hohe Gesang doch eindeutig im progressiven (Thrash)-Metal zugeordnet. Somit lagen Vergleiche zu Bands wie den oben genannten für mich deutlich näher als zu St. Vitus, Trouble oder Candlemass. Nachdem sich die Band nun 14 Jahre nach ihrem Debüt mit dem zweiten Album "Unraveled" offiziell zurück meldet, muss ich mich aber doch überzeugen lassen.
Das Eröffnungsriff des Openers "Cross The Bar" könnte tatsächlich gerade einer Trouble-Scheibe entsprungen sein. Doch wenn Scott Jeffreys klagender, hoher Gesang einsetzt, ist schnell klar, wer hier am Werk ist. Mit der Geschwindigkeit ändert sich im kompletten Verlauf des Albums nichts Wesentliches mehr, jedoch erinnert mich Scott bei "Until Tomorrow" stellenweise an den alten Mekong Delta-Sänger Doug Lee.
Das akzentuierte Drumming von Steve Shelton kommt dank des sparsamen Schlagzeugsounds leider nur bedingt zur Geltung, ist doch gerade dieses ein wichtiges Merkmal der Band von der amerikanischen Ostküste. Das ist etwas schade, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Tracks wie "The Donwside", "Hibernation" oder der Bonustrack jedem Liebhaber vertrackter, anspruchsvoller Musik schnell ans Herz wachsen müssten.
"Sour Times" und "Hibernation" gab es schon auf der im Juni erschienenen EP zu hören und vor allem ersterer doomt wieder mit einem ziemlichen St. Vitus/Trouble-Einschlag daher. Doch nicht nur, dass Confessor schleppender zu Werke gehen, sie sind auch deutlich eingängiger geworden. Ich persönlich bedauere das etwas, aber vielleicht erschließt man sich auf diese Art ja ein paar Fans mehr.
Zwar gehen Confessor auf "Unraveled" nicht so genial-verrückt zur Sache wie noch zu "Condemned"-Zeiten, jedoch liegen dazwischen immerhin schlappe 14 Jahre. Gute Mucke machen sie nach wie vor, und eine Reunion aus Geld- und Prestigegründen kann man definitiv ausschließen.
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