laut.de-Kritik

Ein verdammt strandpartytauglicher Sommerhit.

Review von

Cornershop haben sich dieses Jahr schon zwei Plätze in meiner Jahres-Top 10 gesichert: Bester Albumtitel und bester Name für eine Single ("Lessons Learned From Rocky I to Rocky III"). Auch der Inhalt steht den ausgefallenen und lustigen Namen in nichts nach. Diese Platte ist ein verdammt strandpartytauglicher Sommerhit. Alles ist relaxt und grooved. Den riesigen Anteil an indischen Klanganleihen wie auf dem letzten Album hat man weggelassen. Was das Album wesentlich eingängiger und leichter verdaulich macht.

Ein bisschen Dub und ein wenig Ragga machen den Sonnenscheinfaktor aus, was man auf dem Opener gleich präsentiert bekommt. Immer wieder tauchen nicht ganz gewöhnliche Instrumente wie ein Glockenspiel auf, doch wird auch bei diesem Album wieder mit Hilfe der Gitarre in Richtung Rock und Pop gesteuert. Ein Kinderchor kommt dazu und setzt dem unvergleichlichen Stil der Band ein i-Tüpfelchen auf. Die trockene Stimme Tjinder Singhs ist einer der Anhaltspunkte dafür, dass man sich die ganze Zeit bei Cornershop befindet.

Aber auch die Melodiestrukturen ähneln sich oft und erinnern das ein oder andere Mal an "Brimful Of Asha", auch wenn die Singleauskopplung von diesem Album in eine komplett andere Richtung geht als der Superhit. Diese fällt als Gitarrenrock-Nummer allgemein aus dem Rahmen. Die Anlage auf volle Lautstärke zu drehen ist bei dem Song schon vorprogrammiert. Mein erster Gedanke: Ich will sofort ein Festival! Und tanzen! Und Sonne! Und Spaß deluxe!

"Music Plus One" erinnert mit seinen Breaks und dem Einsatz der Gitarren und Bässe an die Chemical Brothers. Breaks, ungewöhnliche Samples und immer gleiche Orgelchords bestimmen "Wogs Will Walk". Wieder geben die Vocals dem Song eine ordentliche Portion Bodenhaftung. Der Sommer kommt mit gleißender Hitze und einer Mischung aus Ragga und Reggae in "Motion The 11".

Gitarren, Bassläufe und Störgeräusche dominieren "People Power". Disco! In die selbe Richtung geht "The London Radar". Ein sehr stranger Text zitiert die Anweisungen aus Flugzeug-Cockpits und Durchsagen von Stuardessen an die Fluggäste. "Fasten Your seatbelts ready for landing". In "Spectral Mornings" ist sie wieder da: Die für Cornershops letzes Album typische indische Sitar. Ein Song, den ich als multikulturelles Spektakel bezeichnen würde. Er ist keinem Stil direkt zuzuordnen und erinnert in seinem Durcheinander ein wenig an einen orientalischen Basar auf dem Oasis ihre Gitarren ausgepackt haben. Ein besonderer, verdammt cooler Song in einer epischen Länge von über 14 Minuten.

"Slip The Drummer One" grooved wieder in relaxter Strandstimmung. Die Roboterstimme wird mit weiblichen Vocalsamples aufgelockert. Der Song basiert auf der absolut entspannten Stimmung. Trotz der Loops und Scratches, die den Song immer wieder hochziehen, bleibt er etwas eintönig-anstrengend. Nahtlos geht er in das trompetendominierte, grandiose "Heavy Soup" über, das musikalische Pendant zu einem seligen Lächeln. Der unbetitelte Bonustrack gehört in die Klasse cheasy Easy Listening, streckenweise meint man, dieser Song wäre als Titelmusik zu einem 60er Jahre Schulmädchenreport gedacht.

Ein phantastisches Sommeralbum, das ich garantiert mit an den Strand nehmen werde. "Sunscreen For A Generation" wäre vielleicht der passendste Albumtitel gewesen.

Trackliste

  1. 1. Heavy Soup
  2. 2. Staging The Plaguing Of The Raised Platform
  3. 3. Music Plus 1
  4. 4. Lessons Learned From Rock I To Rocky III
  5. 5. Wogs Will Walk
  6. 6. Motion The 11
  7. 7. People Power
  8. 8. Sounds Super Recordings
  9. 9. The Lonon Radar
  10. 10. Spectral Mornings
  11. 11. Slip The Drummer One
  12. 12. Heavy Soup (Outro) + Bonus Track

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Cornershop

Wer sich je über Kwik-e-Mart-Besitzer Apu in der TV-Serie Die Simpsons schlapp gelacht hat, weiß, wie das gängige Klischee über indische Mitbürger …

Noch keine Kommentare