laut.de-Kritik
Singen ist Silber, Schweigen ist Gold.
Review von Josephine Maria BayerNormalerweise erkennt man Courtney Barnett an ihren Indie-Balladen im Singer-Songwriter Stil, ihren tiefsinnigen, zuweilen Dylan-esquen Texten und ihrer oft stoisch-anmutenden Stimme. Mit "Start Somewhere" legt die Australierin jedoch erstmals das Mikrofon beiseite und versucht sich an etwas völlig Neuem.
Zwei Jahre nach ihrem Album "Things Take Time, Take Time" präsentiert Barnett 17 instrumentale Stücke, die sie eigens für den Soundtrack ihrer autobiographischen Dokumentation "Anonymous Club" komponierte. Diese erschien bereits im März 2022.
Die Aufnahmen entstanden gemeinsam mit Indie-Rock-Kollegin Stella Mozgawa, die Courtney mit einem sechs-stimmigen Analog Synthesizer begleitet. Vorsichtig zupft und dehnt Barnett die Saiten ihrer Gitarre, während Mozgawa eine sphärische Stimmung erzeugt. Die Töne hallen lange nach, ein Song fließt nahtlos in den nächsten über. Es ist teils unmöglich zu erraten, wo ein Track aufhört und der nächste beginnt. Im besten Sinne eignet sich das Album zum Einschlafen oder Meditieren.
Die Kompositionen sind bewusst neutral gehalten und klingen weder traurig noch euphorisch. So wollte Barnett sicherstellen, dass die Szenen der Dokumentation für sich selbst sprechen. Die Bewertung des filmischen Geschehens möchte sie den Zuschauern selbst überlassen. Neben den instrumentalen Tracks enthält die Dokumentation zahlreiche Ausschnitte von Courtneys gesungenen Liedern, diese sind jedoch nicht in dem Album enthalten.
Im Juli 2023 verkündete Barnett die pandemiebedingte Auflösung ihres Labels "Milk! Records", bei dem sie ihre bisherigen Alben veröffentlichte. Der Albentitel "End Of The Day" lässt sich mit dem Abschied von diesem wichtigen Kapitel erklären. Doch Barnett schaut dem Nächsten offenbar optimistisch entgegen und arbeitet bereits fleißig an ihrem vierten Album, in dem auch wieder gesungen wird.
"End Of The Day" ist eine instrumentales Intermezzo, das Courtneys künstlerische Bandbreite eindrucksvoll erweitert. Die sanfte Klang-Kollage vermittelt ein Gefühl von innerer Ruhe und kreativer Freiheit. Auch ohne ihre geistreichen Texte vermag sich Barnett musikalisch auszudrücken. Nicht alle Singer-Songwriter können das von sich behaupten.
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