laut.de-Kritik

Die Australier kommen im Coldplay-Format.

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Nicht immer beinhaltet Professor Hubert Farnsworths Credo "Eine gute Nachricht, Freunde!" auch tatsächlich etwas Positives. Doch an dieser Stelle gibts gleich zwei davon: Der anarchische Zeichentrick-Spaß "Futurama" geht endlich in eine brandneue Staffel und: Crowded House kehren nach Jahren zurück - mit einem vorzüglichen Album.

CD in den Player - und "Saturday Sun" lässt sofort die Sonne scheinen mit sphärischen Klängen, packenden Harmonien und teils überraschendem Songwriting. Das klingt, als hätten Crowded House ihre sauber sortierte Schublade vor ein paar Jahren kurz zugeschoben - und just wieder aufgemacht.

Leichtfüßig sommerliche Gitarren-Ornamentik, ein duftend trommelndes Schlagzeug, Piano-Tupfer, beschwingte Vocals - fertig ist "Either Side Of The World". Mit scheinbar leichter Hand beweist die Band eindrucksvoll, wie sich ein spannender Pop-Song anhören muss. Eine Art Crowded House-Version von Coldplays "Viva La Vida".

Eine gewisse Melancholie geht den Australiern trotzdem nicht ab, sie stürzen allerdings nie in grüblerische Abgründe. Geschuldet ist dies dem frühen Tod ihres Drummers Paul Hester, dem die Band das aktuelle Album nach "Time On Earth" (2007) erneut widmet. Doch sein Nachfolger Matt Sherrod (Beck), Finn & Co. schauen künstlerisch weiter nach vorne, paradoxerweise mit Blickrichtung ins Gestern.

Leichte Anklänge an die Flower Power-Ära finden sich ebenso wie der Britpop der Sechziger. "Falling Dove" und "Twice If You're Lucky" sind mit ihrem Yesterday-Habitus schlichtweg begeisternde Nummern. Als würden noch immer frische Wellen an den Beatles / Kinks-Strand spülen oder Brian Wilson seine Fußabdrücke im Sand hinterlassen. "Isolation" swingt psychedelisch verspielt mit weiblicher Gaststimme über die Milky-Way-Sixties-Promenade, bis plötzlich der Geist von Jimi Hendrix seine Gitarre zückt und den fröhlich am Wegrand winkenden Pilzen den Garaus macht.

Crowded House legen ein mit vielen Zitaten gespicktes Pop- und Rockalbum vor und bleiben dabei fernab vorgestanzter Klischees. Es sprüht über vor Energie und frischen Ideen, kombiniert mit meisterhaftem Handwerk. Die Tracks wirken nie überproduziert oder verkommen zur Leistungsschau, stattdessen: organisch, harmonisch und inspiriert. Denn sich auf alten Großtaten ausruhen, liegt Crowded House glücklicherweise nicht.

Trackliste

  1. 1. Saturday Sun
  2. 2. Archer's Arrows
  3. 3. Amsterdam
  4. 4. Either Side Of The World
  5. 5. Falling Dove
  6. 6. Isolation
  7. 7. Twice If You're Lucky
  8. 8. Inside Out
  9. 9. Even If
  10. 10. Elephants

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