laut.de-Kritik

Erzeugt auf radikale Weise leidenschaftliche Erregtheit.

Review von

Düster und mystisch kräuselt dieser Sound die Nackenhaare. Klirrend und knackend läuft er die Wirbelsäule entlang und sorgt für Gänsehaut. Krushs neuer Hammer ist metallisch und abstrakt, er formt aus dem breiten Spektrum der instrumentalen Möglichkeiten erneut einen Hip Hop-, Trip Hop- und Breakbeat-Kracher. "Shinsou ..." ist ein Gesamtkunstwerk aus heftigen, brummenden Beats, zusammen gehalten von kantigen und verhärteten Lyriks in Englisch und Japanisch. Um dem Image als Instrumental- und Experimental-Hip Hopper zu entsprechen, ist nicht jeder Track von braininfizierenden Vokals zerhackt.

Doch manche Stücke zerhacken sich wie von selbst. Samples die zum Teil ziemlich schräg auf die Psyche wirken, schaffen eine hypnotische Atmosphäre, spannen an und lassen trotzdem das Gehirn davon gleiten. Die reibenden Breakbeats gleichen einem Kampf, bei dem der Hörende immer der Gewinner ist. Interessant ist die Fähigkeit Krushs, Scratches wie Melodien klingen zu lassen, indem er sie mit Echos, Delays, Hall oder anderen Effekten belegt. Die Heftigkeit der Grooves bzw. einzelner Stücke erzeugt schon ein wenig Furcht, erhält aber auch den Reiz aufrecht, bis zum Ende durchzustehen. Das fühlt sich an, wie wenn man bei einem Horrorfilm die Hände vor die Augen nimmt, um dann doch durch die Finger zu spicken. Bis zum achten Track behält Krush diese Linie bei und erzeugt auf radikale Weise eine leidenschaftliche und traumatische Erregtheit.

Doch der an einem Extrem des Hip Hop angelangte Produzent kann auch anders. Mit "Aletheuo" führt er auf geschmeidigem Wege zu einem neuen Gefühlsspektrum. Ein Song zum dahin Schmelzen und Weinen. Die Stimme von Angelina Esparza erschafft eine Melancholie, die zusammen mit einer die Melodie dezent unterstreichenden Gitarre reine Schönheit entstehen lässt. So gehts dann auch weiter. Mit seinen im Downtempo gehaltenen Beats mit Echoscratches, die an Urwaldgeräusche erinnern, und seichten, zum Teil asiatischen oder orientalischen Melodien bringt DJ Krush so manche Träne zum Leuchten. Zum überraschenden Abschluss gibts dann noch einen richtig schönen, Soul- bzw. Reggae-lastigen Song.

Wer es schafft, so viel Experimentierfreude zu zeigen, und trotzdem den Bogen nicht überstrapaziert, der hat ein lobendes Wort verdient.

Trackliste

  1. 1. Trihedron
  2. 2. Taki No Tabiji (Journey Of Time)
  3. 3. Sanity Requiem
  4. 4. Supreme Team
  5. 5. The Blackhole
  6. 6. Song For John Walker
  7. 7. D'you Hear That?
  8. 8. Aletheuo
  9. 9. The Lost Voices
  10. 10. But The World Moves On
  11. 11. What About Tomorrow

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