laut.de-Kritik
Ähnlicher als man denkt: Cammenbert und Compact Disc.
Review von Daniel StraubFrankreich eilt der Ruf voraus, für Freunde kulinarischer Köstlichkeiten etwas ganz Besonderes zu sein. Die lukullischen Genüsse der Grande Nation weiß auch die junge Generation französischer Technoproduzenten zu schätzen. Cammenbert und Compact-Disc verbinden sich auf DJ Tonios erstem Album "Connexion" spielerisch. Beide sind rund, beide passen in die gleiche Verpackung, beide kommen aus Frankreich. Allein Haltbarkeitsdatum und Geruch unterscheiden die beiden Silberlinge wohltuend vom Käse.
Auf der ersten CD erfüllte sich DJ Tonio einen lange gehegten Traum. Kreuz und quer, von Paris über Metz bis in das für seinen scharfen Senf berühmte Dijon führte ihn seine Reiseroute, immer auf der Suche nach Frankreichs derzeit angesagtesten Technoproduzenten. Fündig geworden ist er in Grenoble, wo ihn die Goodlife-Chefs The Hacker und Oxia ins Studio baten. Zusammen mit ihnen entstanden die überzeugendsten Tracks auf "Connexion". Das gleichnamige Stück von DJ Tonio und The Hacker rockt mit seiner massiv rollenden Bassline mühelos jede Tanzfläche. Allerlei zwirbelige Sounds, die auch jedem Goa-Track Ehre machen würden, lockern die ansonsten sehr kompakte Produktion etwas auf.
Relaxter ausgefallen ist die Produktion von DJ Tonio und Oxia. Ein schwerer Bass legt sich drückend über das zerbrechliche Detroit-Elektro-Skelett von "Morning", bevor leichte Streicher die Stimmung des Tracks sanft aufhellen, den Tag anbrechen lassen. Nach zahlreichen exzellenten Maxis in der Vergangenheit macht Olivier Raymond mit "Morning" Appetit auf sein für nächstes Jahr erwartetes Debütalbum. Für die frühen Morgenstunden ist auch "Molecule 57" von DJ Tonio und Antony genau das Richtige. Ein hypnotischer Track, dessen chorale Flächen sich wohltuend an die straigten Beats schmiegen.
Weniger interessant fallen hingegen die Kooperationen mit Vitalic, David Carretta, Laurent Ho und Al Ferox aus. "My Telephone Is Dead" geht mit seiner EBM-Bassline direkt auf die Tanzfläche los, wird mit zunehmender Spieldauer aber ein Opfer seiner eigenen Einfallslosigkeit. "To L'An Fer From Chicago" von Vitalic und Tonio kann die hohen Erwartungen nach den überzeugenden Vitalic-Produktionen in der Vergangenheit leider nicht ganz erfüllen. Auch Laurent Ho und Al Ferox können deutlich mehr, als sie auf "Connexion" zeigen.
Nach den Kooperationen auf der ersten CD gibt Tonio auf dem zweiten Teil von "Connexion" eine Kostprobe seiner Fingerfertigkeit an den Turntables. Zwanzig zumeist heftig nach vorne gehende Tracks versammelt er auf seinem Mix. Beginnend mit Millimetrics "Ich und Ich" über Gaetano Parisios "Chapter Seven A" mixt sich Tonio zu heftig dreinstampfenden Tracks von Adam Beyer& Henrik B, DJ Rush, Renato Cohen und Thomas P. Heckmann. Anfangs noch fett und gut anschiebend geht DJ Tonio im Verlaufe seines Sets der Groove verloren, und der Mix ballert nur noch monoton dem Ende entgegen. Richtige Stimmung will dabei kaum aufkommen. Im Gedächtnis haften bleiben allerdings die Kooperationen von Tonio mit The Hacker, Oxia und Antony, die für den nächsten Vinyleinkauf vorgemerkt sind.
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