laut.de-Kritik

Titten und Glamour für die Generation oversexed and underfucked.

Review von

Bereits die ersten Takte dieser aberwitzigen Platte der Schweizer Chaos-Electromischmascher Da Sign & The Opposite lassen einen losprusten: Nach einem schweinegegrunzten Intro rappt die Band: "Body building, b-b-body building, do you want to get muscles say yeah!" ("Body Building"). Der Refrain reimt "Pushy pushy pushy" auf "mushy mushy mushy". Selten biegt eine Platte die Mundwinkel so steil nach oben wie "We Sell You Tits and Glory".

Mit irrsinnigen Künstlernamen (Djeree Djef Le Touriste, Wubert de Aiir, Twin-Tee und Twin-Pee) pressen die Berner pseudocoolen Club-Rap, Synthie-Pop der 80er und zeitgenössischen Electro-Rock in den Fleischwolf und ziehen dabei dem prätentiösen Kommerzpop die Unterhosen, beziehungsweise den BH runter. Titten raus, lautet das Motto, inklusive "Doin' doin' dirty on the floor" ("Movin' Movin'").

Barbusigkeit für die Generation "Oversexed and underfucked" ("ScreenTeen WatchHush") mit popkritischem Unterton liefert auch das CD-Cover: Kartonarme mit dicken Uhren greifen einer halbnackten Dame an die Brüste. Ohne Scham halten Da Sign & The Opposite der billigen Pornoästhetik des Pops den Spiegel vor.

Während nämlich Black Eyed Peas ihr debiles "Boom Boom Pow" todernst in die Clubs der Welt posaunen, wissen Da Sign & The Opposite bestens Bescheid über die ironische Bedeppertheit ihrer Lyrics. Refrains, die aus "Yeah hm hm hmm" ("Yeah Hm Hm Hmm") oder "bararararara" ("Tits & Glory") bestehen, sind als chaotischer Angriff auf die ausverkäuflichen Plattitüden überkommerziellen Pops zu deuten. Die Schweizer weiden genüsslich den Trash aus ("We sell you tits and glory for only 5.95!") und produzieren so ganz nebenbei Hit um Hit.

Ob blubbernd-frizzelnder Synthiebombast ("Tits & Glory", "RCMA"), Lobgesang auf "Terence Hill" in der Disco oder chilliger Indiepop ("Slow Down Take It Easy") - Da Sign & The Opposite zeigen keine Hemmungen, wenn es darum geht, sich bei hippen Genres zu bedienen. Letztgenannter Track könnte übrigens einigen eidgenössischen Autofahrern bereits gehörig auf die Nerven gehen, war er doch jüngst Teil einer nationalen Anti-Raser-Kampagne.

Wer nur in den Club geht, um möglichst cool rumzustehen und die Leute zu begaffen, wird mit dieser Platte überhaupt nicht bedient. "We Sell You Tits & Glory" ist für all jene, die auf Coolness pfeifen und in der Disco richtig abgehen wollen - sei der Tanz auch noch so peinlich. "Coolness is a word I don't know" singt die Band und demontiert damit knallhart die brüchige Fassade aller Möchtegern-Hipster.

Trackliste

  1. 1. Body Building
  2. 2. Slow Down Take It Easy
  3. 3. Yeah Hm Hm Hmm
  4. 4. Eyes Ablazed
  5. 5. Sunshine
  6. 6. RCMA
  7. 7. Terence Hill
  8. 8. Tits & Glory
  9. 9. Boy
  10. 10. ScreenTeen WatchHush
  11. 11. Movin' Movin'
  12. 12. Spacesound

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