laut.de-Kritik
Wenn Pop-Rap und Reggaeton Tango tanzen.
Review von Anthony CerezoDardan, der Stuttgarter Rapper mit albanischen Wurzeln, zeigt in seinem neuen Werk "Dardania" eine wehmütige und sanfte Facette seiner Persönlichkeit, ohne dabei das prahlerische und aufreißerische Image als Rapper aus den Augen zu verlieren.
In dem umfangreichen Album mit seinen 20 Tracks fehlt es an Vielfalt und überraschenden Elementen. An vielen Stellen ist es nicht zu überhören, dass der selbsternannte Mister Dardy sich von international erfolgreichen Künstlern hat inspirieren lassen und nun mehr im Bereich Dancehall und Reggaeton eher zu Hause zu sein scheint als im Rap. Um seine neue Position als Coach in der neuen Talentshow "The Voice Rap by CUPRA" an der Seite von Kool Savas rechtfertigen zu können, hätte das Album eher das Gegenteil bewirken müssen.
Mit den ersten beiden Tracks startet Dardan vorerst auf altbekannter Weise und bekennt sich als harten und arroganten Macker mit viel Geld - so wie es sich gehört. Ob Drogenbaron-Vergleiche oder Erwähnungen von teuren Sportwagenmarken, die Fantasie des Rappers hat (keine) Grenzen. In den flotten Rap Tracks "La Haine" und "Leo M Freestyle" mit Dancehall-Einflüssen steigt Dardan mit Selbstbewusstsein und einer gelassen-aggressiven Stimmung ein, die noch halbwegs Spaß bereitet. Auch wenn seine Reime an eine zufällige Kombination von Wörtern aus einer miserablen Runde Srabble erinnern: "Okay, fick euch alle, ich fahre vor in 'nem Fefe. An euch Nutten hab' ich keine Interesse. Mein bester Freund ist ab heute nur meine Tete".
"Ey Mami" führt jedoch eine melancholische Stimmung ein, die sich ab hier durch das restliche Album ziehen wird. Über einen klischeehaften Gitarrenloop gibt Dardan einen tiefen Einblick in seine Gefühle für eine begehrte Dame. Das Motiv des Liebeskummers setzt er auch in den folgenden Songs fort und kombiniert diese mit ungefährlichen Dancehall- und Raggaeton-Sounds.
In "Penelope" präsentiert sich Dardan in seiner besten Bad Bunny-Imitation und zögert nicht, Erfolgsrezepte aus dem Pop-Genre zu adaptieren. Wobei die Reggaeton-Produktion mit dem intensiven und rhythmischen Bass in "Pound 4 Pound" durchaus zum Tanzen anregt. Auch in "Malita" kann Dardan nicht von seiner großen Liebe loslassen und verliert dabei im gesamten Gefühlchaos nicht aus den Augen, wie sehr er Materialismus und Wohlstand schätzt: "Du hast geschafft, dass wir beide verbrenn'n. Doch dein Feuer ist mein Element
Zähle Scheine im weißen ML".
In Bezug auf den Inhalt zeigt das Album hier seine Begrenzungen. Spätestens, wenn man nach dem zehnten Track in fast jedem Refrain ein wiederholtes "Oh-Oh-Oh" oder "La-La-La" hört, wird deutlich, dass dieser Sound eher in einer Strandbar mit überhöhten Cocktailpreisen als Hintergrundmusik zu finden wäre.
Die größte Stärke von "Dardania" zeigt sich wohl in seinem internationalen Einfluss, der nicht nur in der Produktion mit Elementen aus Dancehall, Reggaeton oder Brazilian Funk zum Ausdruck kommt, sondern auch in der sprachlichen Vielfalt von Dardan und seinen Features. In "Malli" glänzen Dardan und Azet mit einer albanischen Hook, während "Into You" eine wilde Mischung aus drei verschiedenen Sprachen bietet und bei "Pound 4 Pound" ein türkisches Feature mitmischt.
Insgesamt zeigt sich Dardan in diesem Album eng mit seinen albanischen Wurzeln verbunden und streut gelegentlich albanische Ausdrücke und Begriffe ein. Der letzte Track "Laufen" markiert dabei den Höhepunkt, da er erstmals auf eben diese Verbundenheit eingeht. Endlich legt Dardan seine Selbstzweifel und oberflächlichen Liebeskummer beiseite, um das schmerzhafte Thema Heimatweh und Flucht anzusprechen. Auf albanisch singt er melancholisch: "Warum lebe ich im Exil? Mein Herz weint nach meinem Heimatland. Auch wenn ich ein Exilant bin. Die Sehnsucht nach meines Vaters Heimat hat mich ergriffen".
Eigentlich ein wichtiges und ernsthaftes Thema, das auf "Dardania" leider viel zu kurz kommt. Etwas weniger Pop und Autotune hätte dem Track sicherlich gut getan. Stattdessen konzentriert sich Dardan auf einfache Pop-Balladen, die alle das Gleiche ausdrücken wollen, aber letztendlich nicht viel Aussagekraft besitzen. Dardan ertränkt seine Gefühle in Materialismus und an jeder Ecke des Albums lauert ein nahtloser Übergang zwischen Angeberei und pessimistischem Gejaule.
1 Kommentar
Kriegt in deutschen Fußballstadien gerne mal aufs Maul wie man so hört.