laut.de-Kritik

Jede Menge Liebe und Live-Energie statt Synthies und Sequenzer.

Review von

Glaubt man Frontmann Bent, sind Belgier ungemein anspruchslos, bescheiden und unambitioniert. Das Pop dagegen setzten schon Ausbildung und Job aufs Spiel, um ihrem Traum näherzukommen. Wenn das mal keine Hingabe ist! Für vorliegendes Album nahmen sie sich ganze drei Jahre Zeit und überließen die Produktion den Kumpels von Soulwax. So anspruchslos kann das alles also gar nicht sein.

Geradezu verpflichtet fühlten sich die Gebrüder Stephen und David Dewaele gar, ihren alten Freunden unter die Arme zu greifen, outen sie sich doch vorbehaltlos als Fans. Gleichzeitig fehlte jedoch das nötige Budget - Das Pop stehen derzeit ohne Plattenvertrag da.

Statt handelsüblichen Gehältern für Produzenten einigten sich die Bands auf folgenden Deal: Das Pop nutzt das Soulwax'sche Studio, im Gegenzug kümmern die sich um das leibliche Wohl der Brüder. Zweite Regel: Finger weg von Synthesizern und Sequenzern.

So entstand ein Album voller Live-Energie, das roher, direkter und ehrlicher klingt als beide Vorgänger. Verschwunden sind die überflüssigen Maschinen, geblieben sind Spielfreude, Kreativität und Expertise von Niek Meul, Reinhard Vanbergen, Bent Van Looy und Neuzugang Matt Eccles.

Mit energetischem, tanzbarem Gitarren-Pop in all seinen Facetten erzählt "Das Pop" Geschichten aus dem Großstadtleben. Das Pop macht Pop und daraus auch keinen Hehl. Denn für Pop besitzen sie alles Erforderliche: Kuschel-Charakter und eingängig einprägsame Hooks.

Der Opener "Underground" zierte schon als Pre-Version die Tracklist des "Fabric Live"-Mix von Justice. Gitarrist Reinhard Vanbergen bestimmt als klassisch ausgebildeter Geiger die Streicherteile. "I really have to let you know / The time has come for me to go … I'm going underground".

Die Platte erzählt von Freiheitsgelüsten ("Wings" - "Nail wings onto my arms and try to nail me down"), den Kehrseiten der gelobten Samstagnacht ("Saturday Night - Part One & Deux") und dann noch von ganz viel Liebe. Ob frisch verknallt ("Never Get Enough"), unerfüllt (das großartige "Fool For Love"), hinterher traurig (die melancholische Ballade "The Last Thing"), ob vom Vergiss-das-Mädchen-Rat ("You Don’t Wanna Know") oder dem erfolgreichen Vollzug ("Try Again" - "I don't wanna try again, with someone else / but I don't wanna make amends, just go to hell") - fast jede Spielart hat ihren Auftritt.

"Feelgood Factors" demonstriert zum Abschluss, dass das Bandgefüge trotz des vielen Herzschmerzes wohl doch in Ordnung scheint. "Das Pop" setzt auf schöne Geschichten, in poppige Sanftmut gehüllt und musikalisch vielfältig ausgeführt. Seit ein neuer Drummer an Bord ist, blüht Erzähler Bent zudem als charismatischer Full-Time-Frontmann endlich voll und ganz auf.

Trackliste

  1. 1. Underground
  2. 2. You Don't Wanna Know
  3. 3. Wings
  4. 4. Saturday Night (Part One)
  5. 5. Never Get Enough
  6. 6. The Last Thing
  7. 7. Fool For Love
  8. 8. Try Again
  9. 9. Let Me In
  10. 10. Saturday Night (Part Deux)
  11. 11. Girl Be A Man
  12. 12. September
  13. 13. Feelgood Factors (Bonus Track)

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