laut.de-Kritik
Gefühlsbetonter Gitarren-Pop aus dem Beichtstuhl.
Review von Martina SchmidNett. Nett gemeint. Ein netter Typ. Ich behaupte, es gibt kaum ein positives Adjektiv, das so einen gelangweilten Beiklang hat wie "nett". Nett klingt immer nach na ja, nicht übel, schon okay. Kein sensationell, kein unglaublich, kein Ausrufezeichen. Nur nett. Punkt.
Vielleicht steht nach Dashboard Confessional auch kein !, vielleicht muss ja auch nicht hinter jeder Band oder jedem Künstler ein Ausrufezeichen stehen. Wo kämen wir denn da hin. Dashboard Confessional, was interessanterweise so viel wie "Armaturenbrett Beichtstuhl" heißt, ist nichts mehr und nichts weniger als gefühlsbetonter Gitarren-Pop.
Wobei es Christopher Carrabas Stimme sicher auch gut zu Gesicht stehen würde, die Akustikgitarre hin und wieder gegen die E-Gitarre einzutauschen. Wenn er wie in "This Bitter Pill" seine Stimme verzweifelt erhebt und die Worte schmerzerfüllt heraus presst, wünschte man, es würde jemand mal kräftig auf ein Schlagzeug eindreschen und Dampf ablassen. Tut aber keiner. Weil Dashboard Confessional eben in erster Linie nur ein Mann und seine Klampfe sind. Und auch wenn da im Booklet ein Mike Marsh als Schlagzeuger steht, möchte ich mal wissen, wo der war, als der Song aufgenommen wurde. Schnell auf m Klo?
Aber Herr Carraba ist eben von der Garde der Singer/Songwriter, und kein Rockstar, das darf man ja mal nicht vergessen. Obwohl- "The Good Fight" lässt da Ambitionen erahnen, und auch bei "Again I Go Unnoticed" klingt er ein bisschen wie Jimmy Eat World wenn sie traurig sind.
Nein, "Screaming Infidelities" und "This Ruined Puzzle" belegen, dass der Grundschullehrer im Endeffekt doch das macht, was er am Besten kann: Ziemlich intelligente, rührige Texte übers Verlassenwerden und gescheiterte Liebe schreiben. Und das ist doch ... nett!
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