laut.de-Kritik
Hier wird gerappt und geclappt, bis die Oma schreit.
Review von Martin TenschertDavid Guetta verwöhnt uns zur Weihnachtszeit aufs Neue mit einem gar besinnlichen Werke. "Listen" lädt mit sehr vielen heiter beschwingten Stücken zum Schunkeln im beschaulichen Après Ski-Kreise ein. Für Gude Laune am Mikro sorgen bewährte Chartstürmer wie Nicki Minaj, Birdy oder One Republicaner Ryan Tedder.
Um eine größtmögliche Käuferschaft in seinen 'Bann' zu ziehen, hat der frankophile Feingeist mal wieder alle möglichen Stile geschickt gemixt und vermählt. Ein bekanntes, aber erneut wirkungsvolles Konzept, muss man ihm lassen.
Mannigfaltige Stilblüten bleiben gefangen in süßlichen Bratz-Arrangements. Tränenerstickter Piano Hands Up-Pop wie "Dangerous" mit Sam Martin geht zwar ordentlich auf die Nerven, könnte aber trotzdem aufgrund seiner Eingängigkeit überall an den kunstschneebezuckerten Glühweinständen dudeln. Apropos Kunst: "Bang My Head" feat. die soulige Sia könnte schon fast als solche durchgehen, zumindest am Anfang. Wenn dann aber der Karussellbremser-Synthie einsetzt, wird man schnell auf den Boden der Täterä-Tatsachen zurückgeholt.
Andererseits locken Downtempo-Nummern wie "Hey Mama" mit Nicki Minaj auch erneut genrefremde Fans, die eher aus dem Hip Hop-Lager kommen. Missy Elliott-mäßig wird gerappt und geclappt, bis die Oma schreit. Final kommt noch ein Quetschsynth-Sound dazu und setzt der mäßig guten Sause den Grabstein auf. Da richtet auch Partner In Crime Afrojack nichts mehr aus.
Richtig unsäglich kommt aber "S.T.O.P". feat Ryan Teddder umme Ecke. Unser aller Til dürfte hier seinen nächsten Titelsong gefunden haben. Keinklötenkater oder so. Jedoch wird die Mischung aus Piano Chords und beseeltem Gejaule sogar bei besagtem Tier Phantomschmerzen auslösen. Jedem sein Cuique, wie der Lateiner sagt.
Glattgebügelte Radiomixes kennen wir ja schon zu Genüge von Guetta. Einen kleinen Lichtblick gibt es mit Birdy und "I'll Keep Loving You". Schnulzenpower galore zwar, aber wenigstens verzichtet er auf den übertriebenen Synthesizer Angriff, den er sonst so gerne und synapsenschädigend einsetzt. Keiner erwartet von Geschäftsmann Guetta, dass er plötzlich einen auf Joseph Beuys des Pop macht. Andererseits wären ein paar mehr Fettecken und -kanten bei den Produktionen des blonden Hünen schon ganz schön.
12 Kommentare mit 9 Antworten
"Andererseits locken Downtempo Nummern wie "Hey Mama" mit Nicki Minaj auch erneut genrefremde Fans, die eher aus dem Hip Hop-Lager kommen."
Hey!! Genrefremd ist doch der Hiphop-Fachbegriff!
Boah...Guetta UND Afrojack ist ganz finsteres Alptraum-Material.
Geil, jetzt wird unser, bzw. Sodis Sprech schon in die Reviews aufgenommen. Naise!
DEIN Sprech lauti, DEINER!
Genauer hätte ich es nicht auf den Punkt bringen können.
Kleinkötenkater... der gefällt mir.
Warum wird bei einem französischen Künstler die Frankophilie als beschreibendes adjektiv benutzt? Das is der Großteil der Franzosen von geburt an...
Das Album ist leider geil! Ich wäre enttäuscht gewesen wenn's anders gekommen wäre. Schöne Vocals und dann wieder voll auf die Zwölf. Warum soll das schlecht sein wenn man's mag?
"The Whisperer" von Sia ist eine der schönsten Balladen die ich seit langem gehört habe. Und ja ich oute mich, ich finde das S.T.O.P. von Ryan Tedder gesungen super! Aber...oh jeh ich ahne es schon...ich und die anderen gefühlten 3 Mio. Käufer haben dann wahrscheinlich einen unsäglichen Musikgeschmack im Gegensatz zu den hoch qualifierzten Laut-Kritikern...na ja wieder einmal daneben gelegen, so ein Pech aber auch.
"ich und die anderen gefühlten 3 Mio. Käufer haben dann wahrscheinlich einen unsäglichen Musikgeschmack"
... kann man so unterschreiben.
Sowas sollte sich man lieber nicht antun. Es ist beim weiten nicht alles vom heutigen Pop schlecht, aber das hier auf jeden Fall
Wegen "bang my head" und "the whisperer" mit Sia automatisch 5/5