Dee Dee Bridgewater - " To Billie With Love From Dee Dee"

"The Lady Sings The Blues" macht nicht nur im Titel sofort klar, worum es geht, wenn Dee Dee Bridewater Songs der Jazz-Ikone Billie Holiday interpretiert. Ihre herausragenden Vokal-Fertigkeiten beweist Dee Dee im beswingten "All Of Me".

"Good Morning Heartache" bewegt als klassische Blues-Erkundung, die genretypisch lustvoll und ausführlich im eigenen ganz persönlichen Herzensleide schwelgt. Doch gerade bei Miss Bridgewater schwingt eine Menge Hoffnung aufs Morgen mit. In "Miss Brown To You" lotet Dee Dee gekonnt die tonalen Möglichkeiten aus, die ein solcher Titel bietet.

It's the Singer, not the Song: Diese ewig gültige Weisheit trifft besonders auf Billie Holiday zu. Sie rang auch schlichteren Kompositionen besondere Augenblicke ab, was in der Art ihrer Interpretation begründet liegt. Billie verfügte nicht über ein voluminöses Stimmvermögen wie z. B. Ella Fitzgerald oder Aretha Franklin, doch dafür erkundete sie Tonleitern und setzte Phrasierungen in einer Art, wie man sie bis dahin selten hörte.

George und Ira Gershwins "Foggy Day" steht Dee Dees beschwingter Optimismus besonders gut. Eindringlich und detailverliebt gelingt der Künstlerin das die eigene Gesangstechnik besonders fordernde "God Bless The Child", bei der sie und ihre Band zu einer besonderes intensiven Einheit verschmelzen. Gänsehaut verursacht - neben der Interpretation - noch immer das Thema von "Strange Fruit": handelt es sich hier schließlich um die im letzten Jahrhundert praktizierte weiße Lynchjustiz an Schwarzen, die dann eben als 'seltsame Frucht' von den Bäumen hingen.

Wie die Holiday konzentriert sich Dee Dee auf die Essenz, die Seele des jeweiligen Songs, um ihn auf emotionalem Wege greifbar zu machen und Authentizität einzuhauchen. Das alles mittels einer ganz eigenen Herangehensweise. Ohne die Tragik des persönlichen Lebensweg hätte Billie Holidays Kunst niemals die Intensität und Dichte erreicht, die ihre Musik auszeichnet.

So entscheidet sich Dee Dee für einen anderen Weg - ihren Weg -, um den Neuinterpretationen einen eigens geprägten Stempel aufzudrücken. Die passende Begleitung dazu besorgt eine erlesene vier-Mann-Combo (Edsel Gomez, Piano; Christian McBride, Bass; Lewis Nash, Drums sowie James Carter an Saxophon und Klarinette). Das alles klingt in der Endproduktion wunderbar altmodisch, doch nie verstaubt oder gestrig, inklusive Sound-Transparenz und einer warm klingenden Abmischung. Dee Dee und ihre Mitstreiter dampfen und atmen den Blues, und verleihen dem Album ein glaubwürdiges Live-Feeling.