laut.de-Kritik

Sound zwischen Poppunk und Indiepop.

Review von

Manchmal wissen es die Bands selbst am besten. Die Kleinen Götter beschreiben ihren Sound auf "Der Schatz Der Riffpiraten" als irgendwo zwischen Kettcar und Die Ärzte. Etwas hoch gegriffen, was die Vorbilder angeht, aber so falsch liegen sie nicht, die local heroes aus Konstanz. Die mitunter durchaus anspruchsvollen Texte erinnern hier und da an die Feder eines Marcus Wiebusch, die Musik wiederum an Die Beste Band Der Welt.

Und weil sie das selbst festgestellt haben, müssen sie jetzt mit den Vergleichen leben. Fangen wir an: Tracks wie "Wenn Annika Träumt" oder "Kleine Sterne" tragen eine Handschrift, die eines Farin U. durchaus würdig wäre ("Wenn ich ein Open Air wär, wär ich ausverkauft und hunderttausend Leute spendeten Applaus"), und wenn sie sich im Opener "Unsterblich" (oder wars "Unrockbar?") selbst feiern ("Wir sind schlimme Finger und ganz bestimmt nicht fromm" - wenn man das auf der Reichenau hört!), denkt man unweigerlich an "Super 3", den Opener von "Planet Punk". Highlight in dieser Hinsicht ist zweifelsohne das kurze "Misty May", eine köstlich pubertäre Hommage an die amerikanische Beachvolleyballspielerin.

Doch wenn dann in "Louis" die Hoffnung das Gaspedal tritt und sich die Riffpiraten vom See auf die Suche nach dem großen Unbekannten begeben, sind sie textlich beim anderen selbsternannten musikalischen Artverwandten angekommen. Naja, sie eifern kettcarscher Lyrik zumindest nach, sagen wir mal so. Doch trotz zweistimmigen Gesangs (Berlin lässt grüßen!) gelingt es den Vier Freunden immer wieder, einen eigenständigen Sound irgendwo zwischen Poppunk und Indiepop zu kreieren, der doch um einiges frischer klingt, als das, was alteingesessene Bands wie die Wohlstandskinder produzieren.

Dass Die Kleinen Götter dabei selber schon neun Jahre im Geschäft sind, hört man ihnen nicht an, zumindest nicht in der Hinsicht, dass sie müde klingen. Sie harmonieren wie eine Band, die schon eine Weile zusammen spielt, aber immer noch genügend Drive hat. Schwachpunkte offenbaren sie allerdings, wenn sie den Fuß vom Gaspedal nehmen und sich bei "Tage Wie Diese" und "Springen" an so etwas wie einer Ballade versuchen. Diese Scharte wetzen sie mit dem folgenden "Hotel Mit Meerblick" allerdings wieder aus.

Auch "R.B.Y.P." schleppt sich ein wenig quälend dahin, an den Stimmungen, die bei den langsamen Stücken aufkommen soll, müssen sie noch ein wenig feilen. Als Frohnaturen funktionieren Die Kleinen Götter wesentlich besser, und wenn sie "Geiz ist geil" auf Lebens-Style reimen, muss man sie einfach mögen. "Der Schatz Der Riffpiraten" ist ein durchaus korrektes Geschenk an Fans von sorglosem Deutschpunk und für die Süßwasserpiraten ein gutes zweites Album. Ob die den titelgebenden Schatz auch wirklich heben, muss man allerdings abwarten. Oder im Booklet nachlesen, denn das ist liebevoll gestaltet und beinhaltet neben den üblichen Infos noch eine Kurzgeschichte in allerbester Enid-Blyton-Manier.

Trackliste

  1. 1. Unsterblich
  2. 2. Louis
  3. 3. Glaube Liebe Hoffnung
  4. 4. Springen
  5. 5. Hotel Mit Meerblick
  6. 6. 1976
  7. 7. Misty May
  8. 8. Tage Wie Diese
  9. 9. R.B.Y.P.
  10. 10. Wenn Annika Träumt
  11. 11. Kleine Sterne
  12. 12. Investieren, Baby
  13. 13. Nur Für Dich
  14. 14. Seattle Ist Tot

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