laut.de-Kritik

Vom lodernden Stahlbad ins lauwarme Badewasser.

Review von

Früher war sicherlich nicht alles besser. Die Krupps leider schon. Von Karl Bartos über Frontline Assembly bis zu Covenant ist 2013 ein Jahr der Elektro-Ikonen: "Machinists Of Joy" reiht sich dagegen als eines der langweiligsten und altbackensten Genrewerke ein.

Dabei hätte alles so schön werden können. Der dritte Frühling wäre dieser eigentlich großartigen Combo nach dem Meilenstein "Stahlwerksinfonie" und der Neuerfindung mit Kloppern wie "Fatherland" sehr zu gönnen. Aber da gehören immer zwei dazu. Und der Hörer dieser Platte hat genug damit zu tun, bei der Einnahme der Musik überhaupt wach zu bleiben.

Was ist passiert? Statt abgehangener Songs gibts ausgelutschte Tracks, wohin das Ohr reicht. Lahmes Midtempo regiert zu erschreckend uninspirierten Vocals, die mehr denn je nach einer bräsigen Karikatur all dessen klingen, was Laibach, DAF und Co. einst aufbauten ("Blick Zurück Im Zorn"). Dazu spärliche Melodien, die dermaßen simpel gestrickt sind, dass man besser ganz auf sie verzichtet hätte. Die alten Freunde sind kaum wieder zu erkennen. Ranziger Wein in modrigen Schläuchen.

Dazu plakative Texte, die an öder Parolenhaftigkeit kaum zu unterbieten sind. "Die Männer aus Stahl bereiten mir Qual" ist nur ein Beispiel von vielen aus der Reim-dich-oder-stirb-Ecke. Für gelungene Plakativität und Charme à la Gabi Delgado/Milan Fras reicht es nicht eine Minute. Und von Joachim Witt borgt man sich gern eine Grabesschaufel Extrempathos aus, garniert mit einer Prise roststählerner Arbeiterromantik ("Im Schatten Der Ringe"). Furchtbar.

Lieder wie "Schmutzfabrik" zeigen unfreiwillig eindrucksvoll den Unterschied zwischen Retrochic und altem Eisen. Belanglose Elektrobeats, die das Stück notdürftig mit ihrem uninspirierten Allerweltspuls nach vorn bringen. Und überall dieser pseudolyrische Blut-, Eisen-, Schweiß- und Wut-Duktus. Doch der Einzige, der hier als etwas gezwungener Evil-Märchenonkel ins Schwitzen kommt, ist Sänger Jürgen Engler - leider nicht im lodernden Stahlbad, sondern nur im lauwarmen Badewasser.

Wer sich bis zum bitteren Ende der Platte durchquält, hat keinen Platz im Herzen mehr für Schadenfreude. Wenn eine Band jede einst besessene Eigenständigkeit an der Garderobe abgibt, um stattdessen zum stilistischen Abziehbild von Kollegen zu mutieren, ist das einfach nur traurig.

Trackliste

  1. 1. Ein Blick Zurück Im Zorn
  2. 2. Schmutzfabrik
  3. 3. Risikofaktor
  4. 4. Robo Sapien
  5. 5. The Machinist Of Joy
  6. 6. Essenbeck
  7. 7. Im Falschen Land
  8. 8. Part Of The Machine
  9. 9. Eiskalter Engel
  10. 10. Nocebo
  11. 11. Im Schatten Der Ringe

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