laut.de-Kritik
Das können sie am besten: Konzerte spielen.
Review von Uli BrechtoldNach mehr als 30 Jahren im Business ruht sich die eine oder andere Band schon mal auf den hart erkämpften Lorbeeren aus - und macht sich auf der Bühne rar. Nicht so die Hosen. Der Erfolg von "Ballast der Republik" spornte die Düsseldorfer an, so viele Konzerte wie nur möglich zu spielen, um der ungenügsamen Anhängerschaft das zu bieten, was die Alt(bier)punks am besten können: Konzerte spielen.
Obwohl sicherlich mehr als genug Bühnenmaterial auf CD und DVD existiert, steht jede Tour unter einem anderen Vorzeichen. Damit der Generationenvertrag funktioniert, finden neben Klassikern, Peinlichkeiten und Tributen meist zahlreiche Songs vom aktuellen Studioalbum sowie bisher nicht live dokumentiertes Material ihren Weg in die Setlist. Im Fall von "Live: Der Krach Der Republik" halten die Hosen die Balance zwischen allen Schaffensphasen und setzen doch einen Schwerpunkt auf ihr locker aus der Hüfte geschossenes Spätwerk.
Den Anfang machen "Drei Kreuze (Dass Wir Hier Sind)" und "Ballast Der Republik". Das kurze Intro gibt den Takt vor, das Publikum klatscht begeistert zum Rhythmus und Campino demonstriert das Ost-West-Gefälle hechelnd im Bühnenspurt, so dass der eine oder andere Ton daneben geht. Die Meute juckt das wenig und greift ihm in Songs wie "Altes Fieber" oder "Liebeslied" kräftig unter die Arm: Das Doppelalbum wird so zu einem mitreißend ungeschliffenen Livebericht, der nur die nötigste Nachbearbeitung erfuhr.
Ob man will oder nicht, Die Toten Hosen zählen zum deutschsprachigen (Rock-)Kulturgut und verbeugen sich trotz Charterfolgen und radiotauglichen Singles weiterhin vor ihren musikalischen Einflüssen. Ob Hannes Waders "Heute Hier, Morgen Dort" oder die Antifa-Hymne "Schrei Nach Liebe" der ominösen Berliner Stadtkapelle - die Versionen der Düsseldorfer zeugen von künstlerischem Respekt. Im Kampf gegen Rechts halten die Punk-Veteranen mit "Sascha ... Ein Aufrechter Deutscher" auf humorvolle Weise dagegen und betonen wie mit ihrem Engagement für "Pro Asyl" die Bedeutung eines friedlichen gesellschaftlichen Zusammenlebens.
Zu den lustigen Momenten zählen die wiederentdecke The Yankees-Perle "Halbstark" sowie die Uralttitel "Modestadt Düsseldorf" und "Achterbahn", wohingegen die Band von Peinlichkeiten wie "Eisgekühlter Bommerlunder" und "Zehn Kleine Jägermeister" einfach nicht loslassen will. Nachdem "Nur Zu Besuch" als Ruhephase ausgedient hat, steht die Akustiknummer "Draußen Vor Der Tür" im Programm und geht zusammen mit dem Publikumsgesang genauso durchs Mark wie der Trauersong.
Obwohl sich auf den beiden Scheiben neue Songs finden, bleiben immer noch Jugenderinnerungen wie "Hier Kommt Alex", "Alles Aus Liebe" und "Wünsch Dir Was" im Gedächtnis - ohne sie kommt kein Hosen-Konzert aus. Und wem kauft man das "Das Wort Zum Sonntag" ab, wenn nicht Campino?
Im letzten Drittel schwingen die Düsseldorfer die Schlagerkeule "Tage Wie Diese" und finden erschreckender Weise den selben Anklang wie auf dem Oktoberfest. Den guten Glauben an die treuen Fans erhält man getrost wieder, sobald diese die Slade-Nummer "Far Far Away" enthusiastisch mitgrölen und mit den Schlusslichtern "Freunde" und "You'll Never Walk Alone" rausfeiern.
12 Kommentare mit 31 Antworten
hammer und sichel und Zirkel aufm Cover verwurschtelt als Adler. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
Seit Campino der BILD Interviews gibt, ist die Band eigentlich völlig unglaubwürdig geworden. Schade drum...
war der Haufen jemals "glaubwürdig"...?
Eine fast nichtsaussagende CD-Kritik! Wo bleiben interessante Angaben über Dinge, die man nicht bereits von der Trackliste ablesen bzw. sich denken kann?
was soll man zur gefühlt 10ten livedokumentation aus den letzten 10 jahren auch sagen. überflüssiger sind nur die allgemeinen kommentare darüber wie scheiße und mainstream die hosen doch geworden sind und das campino alle seine ideale verraten hat.
soso, freiwild wird also schlechter bewertet als diese spießigen pseudo-punks...irgendwas stimmt da ganz gewaltig nicht...
Bist du hier nicht genrefremd?
...ach hör doch auf, sodi ...als wenn du dich über den freiwild text nicht heimlich freuen würdest. die mucke wäre dein alptraum. die texte erst recht.
Naja dass beides für Aussenstehende blöder Prollorock ist kann ich irgendwie nachvollziehen.
@Anwalt: natürlich freu ich mich über den rabatz den du damit angezettelt hast ...gibts das album eigentlich auf spotify, dann hör ich evtl mal rein
@Zombie, ich glaub hier sind wir alle genrefremd. Es sei denn, jemand behauptet freiwillig von sich, gerne Scheiße zu hören.
Sodi: Das willst du nicht.
Boah hab gestern im Radio mal ne Liveversion von "Die selben Lieder" oder wie das heisst gehört. Boah war das grausam. Der trifft ja garkeine Töne!
Davon merkste als Fan live nichts, schätze ich.
Mit das Peinlichste aus Deutschland ever! Schlagerpunk, den man ab zwei Promille aushalten kann!