laut.de-Kritik

Unbekümmerte Lebenslust und dramatischer Fingerzeig.

Review von

Dota Kehr lässt sich nicht gerne reinreden – schon gar nicht, wenn es um ihre Musik geht. Seit Jahren klopfen Majorlabels in regelmäßigen Abständen bei der Berlinerin an, doch Dota veröffentlicht lieber im Eigenverlag. Das funktioniert auch wunderbar. Bisher gingen schließlich fast 70.000 Tonträger über die Ladentische. Demnächst kommt sicherlich noch ein weiterer Batzen dazu, denn auch auf "Wo Soll Ich Suchen" fährt die Liedermacherin alles auf, was Freunden intelligent arrangierter musikalischer Kleinkunst lieb und teuer ist.

Eingepackt in dezente, zumeist akustische Klänge redet und singt Dota über die Lust, den Frust, die Liebe und das Leben. Fernab vom überproduzierten Deutschpop-Standard, hat Dota längst ihre eigene Nische gefunden. Dort geben sich gezupfte Gitarren, Blechbläser, Quetschkommoden und gebürstete Kartons die Klinke in die Hand, während sich Dota wahlweise säuselnd oder gefestigt mit Momenten der Überwindung ("Warten Auf Wind"), heißen Juli-Tagen ("Sommer"), erdrückenden Vergleichen ("Du Musst Dich Nicht Messen") oder hypnotisierenden Naturschauspielen ("Zwei Falter", "Licht") beschäftigt.

In der Ruhe liegt die Kraft. Doch auch eine Dota Kehr bricht gerne einmal aus. Während sich der Großteil der Songs im stillen Kämmerlein einfindet, kommt der Pusher "Warten Auf Wind" im treibenden Indie-NDW-Gewand daher, während der dreieinhalbminütige Unterdrückungsgegner "Das Wesen Der Glut" herrschaftssüchtigen Despoten mit offenen Swing- und Jazz-Arrangements zu Leibe rückt. Obendrauf gibt es noch jede Menge Melodien, die sich auf leisen Sohlen in die Gehörgänge schleichen und den Hörer spielend leicht in ihren Bann ziehen.

Mit gewohnt pointierter Poesie flechtet die Sängerin ein aufwühlendes Licht- und Schattennetz, das unter die Haut und in die Ohren geht. Zwischen unbekümmerter Lebenslust und dramatisch melancholischen Fingerzeigen liegen oftmals nur wenige Akkorde. Dota weiß nicht, wo sie suchen soll. Wenn das orientierungslose Herumirren derart umgarnende Klangkunst zur Folge hat, dann wehe dem, der ihr beim Suchen hilft.

Trackliste

  1. 1. Hoch Oben
  2. 2. Warten Auf Wind
  3. 3. Sommer
  4. 4. Das Wesen Der Glut
  5. 5. Du Musst Dich icht Messen
  6. 6. Stadt Am Meer
  7. 7. Zwei Falter
  8. 8. Wo Soll Ich Suchen
  9. 9. Konfetti
  10. 10. Im Tausch
  11. 11. Rauschen
  12. 12. Licht

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11 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    ach inzwischen spielt jeder LoL

  • Vor 11 Jahren

    Bin mit der nie warm geworden, auch wenn ich eigentlich solche Musik auch ganz gerne mag. Dota ist eine, die irgendwie nie verstanden hat, dass Naivität NICHT messerscharfes Beobachten von Alltäglichem ist, sondern schlichtweg Naivität. Wers mag, solls hören. Aber es gibt so viele bessere Alternativen.

  • Vor 11 Jahren

    @Jana bockt (« Dota ist eine, die irgendwie nie verstanden hat, dass Naivität NICHT messerscharfes Beobachten von Alltäglichem ist, sondern schlichtweg Naivität. »):

    Hm ...? Woran festgemacht?
    Gut, daß sie manchmal auch ziemlich naive oder unbekümmerte Sachen singt - geschenkt, aber nach meinem Gefühl waren das eher die seltenen Augenblicke, die sie als Kontrast eingestreut hat, während die meisten Sachen eher lyrisch verspielt, melancholisch oder zeitkritisch daherkommen. Also, ich hätte jeden verstanden, der gesagt hätte, daß ihm die Sachen von Dota zu sperrig oder zu versponnen sind, aber naiv ...?
    Gruß
    Skywise