laut.de-Kritik
Bluesfunk oder Funkblues? Egal, die Platte läuft gut rein!
Review von Klaus HardtDer alte Meister Dr. John hat eine CD mit Bluesfunk oder Funkblues, ganz wie man möchte, heraus gehauen, die einfach gut reinläuft. Er bietet keine Innovationen, aber schöne Songs zwischen Blues, Funk und ein wenig bodenständigem Rock. Letzteres äußert sich in fetten, relativ geraden Rhythmen und einem durchgehenden Bass, wobei meist die Bluesharmonik vorhanden ist. Und manchmal kommt bei dieser Platte ein klein wenig Power Of Tower durch. Doch Fans dieser Superfunker sollten nicht mit falschen Erwartungen an die Scheibe rangehen und meinen, hier würden die wahnsinnig komplizierten Sechzehntelphrasen gespielt. Nur gelegentlich erinnert ein Meloldiefetzen oder ein Break an sie. Bei "Georgianna" hörte sich der Anfang fast wie der Unisono-Teil von "Diggin’ On James Brown" im halben Tempo an.
Mit "You Swore" geht es erst mal richtig funky los. Der Groove könnte auch von den Pointer Sisters stammen. Die Gitarre wha-wha-t dahin und der Bass blubbert. "In The Name Of You" kommt etwas nichtssagend daher, da zu wenig passiert. Die Melodie bleibt nicht im Ohr hängen, der Doktor verwendet einfach nur erdige Bluesphrasen, die schon zu oft gesungen wurden. Bei "Foot The Door" geht es aber richtig in die Funkecke. Beats wie man sie von der Band von Maceo Parker kennt. Ein leicht geshuffelter Rhythmus, mit synkopierter Bassdrum und der Backbeat wird nicht immer gespielt, statt dessen bekommt man auf der Vier von der Snare einen Tritt in den Hintern. Die Posaune von Fred Wesley ist gleich zu erkennen. Dieser durfte auch das Bläser-Arrangement schreiben, neben "Creole Moon" sicherlich ein Highlight des Albums.
Dieses Stück beginnt ruhig. Dr. John macht eine wirklich tolle Bolero-Klavierbegleitung mit einem schnellen Basslauf, der Schlagzeuger spielt mit Besen und vom Saxophon ist ein gefühlvolles Solo zu hören, was stellenweise leicht ins Kitschige abrutscht. Danach beginnt ein phantastischer Calypso-Midtempogroove, der die Spannung des langsamen Anfangsteil auflöst. Er bietet einem somit nicht die üblichen Betonungen auf 2 und 4, trotzdem oder besser deswegen lässt einen das Stück dahin schweben. Dr. John warnt auch in seinem Booklet vor romantischen Fahrmanövern, falls man das Lied im Auto hören sollte.
Alles in allem ist dem alten Herrn eine gute Platte gelungen. Sie enthält keine Funk- oder Blues-Revolutionen, aber interessante musikalische Geschichten. Sie werden meist eher etwas ruhiger und getragener erzählt. Trotzdem vermitteln die Stücke unterschiedliche Stimmungen, wodurch sie nicht langweilig werden und der Spaß beim Anhören erhalten bleibt.
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