laut.de-Kritik

Ein guter Schlager ist noch lange kein guter Rock-Song.

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Gerade zwei Wochen ist es her, dass die Ex-Band der beiden Eisbrecher Alexx Wesselsky und Noel Pixx ihr Album "Götterdämmerung" veröffentlicht hat und damit nur bedingt für Begeisterung sorgte. Nun müssen die zwei ehemaligen Megaherzen beweisen, dass sie die (bessere) Alternative für Fans elektronisch-rockiger Klänge mit deutschem Gesang sind.

Dem Personenkult der Schwarzen Szene zollen die beiden Köpfe jedenfalls Tribut. Sie prangen nicht nur auf dem Artwork, sondern auch im Inneren des Booklets auf jeder zweiten Seite. Die Cover von Eisbrecher waren zwar noch nie der Gipfel der Kreativität. Ein paar Ideen wären doch trotzdem schön gewesen.

"Ein guter Song ist ein guter Song", wusste Noel Pixx im Interview schon zu berichten. Damit hat der Mann definitiv Recht. Allerdings muss man das Ganze auch ein wenig spezifizieren, denn ein guter Schlager-Song ist nun mal noch lange kein guter Rock-Song.

Genau da liegt nun der Hase im Pfeffer und reibt sich die Karotte. So manche Nummer auf "Die Hölle Muss Warten" besitzt für den Rockfan einen faden Beigeschmack. Im Detail:

Gute Rocknummern

Noel Pixx scheint eine gewisse Vorliebe für manche Sounds der 80er entwickelt zu haben. Das getragene "Augen Unter Null" rockt noch straight und eher modern, doch gerade die Single "Verrückt" lässt ein wenig an alte Synthie/Dark Wave-Helden denken. In Sachen Produktion ist das aber absolut up to date und drückt entsprechend fett und mit einem enormen Drive aus den Boxen. Ein wenig getragener fällt der an Suburban Tribe erinnernde Bonustrack "Treiben" aus.

Gute Tanznummern

Da steht gleich das eröffnende, unglaublich eingängige "Tanz Mit Mir", das nach einem etwas befremdlichen Intro richtig loslegt. Wenn die Drums hier tatsächlich live gespielt sind, lässt das die Produktion kaum erkennen. Wie bei den Rocknummern dürfen auch beim elektronischen "Prototyp" ein paar 80er-Reminiszenzen durch die Gegend geistern. Genau wie "Exzess Express" wird das aber die Tanzflächen bis zum Bersten füllen.

Die Leute dort können dann mit Sicherheit auch etwas mit dem vermutlich für die Elektro-Meute geschriebenen "Abgrund" anfangen. Gitarren treten hier vordergründig kaum in Erscheinung. Absolut tanzbar, aber fast schon als Discosong zu bezeichnen, ist "Keine Liebe", wobei eine Lady Gaga das vielleicht noch ein wenig extravaganter konzipiert hätte.

Gute Schlagernummern

Hier ist in erster Linie der Titeltrack zu nennen, der mit ein paar Streichern auch dem Grafen hätte aus dem Anzug fallen können. Ähnliches muss man "In Meinem Raum" attestieren, mit dem sich Eisbrecher durchaus ein ähnliches Publikum erspielen könnten. Das darf man auch von der Ballade "Rette Mich" behaupten, die ebenfalls nicht an Streichern und leichten weiblichen Backings spart.

Gute Ideen

Eisbrecher verbraten auf der neuen Scheibe auch ein paar sehr schöne, episch angelegte Melodien, die vor allem Alexx als starken Sänger bestätigen. Hier überrascht in erster Linie der Refrain der schleppenden Elektro-Nummer "Herz Aus Eis" und das überragende "Ein Leben Lang Unsterblich". Gesanglich wie textlich liefert der Glatzkopf hier seine bislang beste Leistung ab.

Was die Produktion angeht hat Noel Pixx wirklich ganze Arbeit geleistet. Dank dem Wechsel zu Sony konnte er sich offenbar Zeit und Muße für Details nehmen. Die hört man meist erst unter dem Kopfhörer heraus, machen die Sache aber erst wirklich rund. "Ein Leben Lang Unsterblich" und "Augen Unter Null" fahren zudem durchaus interessante Texte auf, auch wenn man bei "Exzess Express" das Hirn beim Tanzen auf Notstrom stellen kann.

Trackliste

  1. 1. Tanz Mit Mir
  2. 2. Augen Unter Null
  3. 3. Die Hölle Muss Warten
  4. 4. Verrückt
  5. 5. Herz Aus Eis
  6. 6. Prototyp
  7. 7. Ein Leben Lang Unsterblich
  8. 8. Abgrund
  9. 9. In Meinem Raum
  10. 10. Keine Liebe
  11. 11. Exzess Express
  12. 12. Rette Mich
  13. 13. Atem
  14. 14. Treiben
  15. 15. Böser Traum
  16. 16. Eisbrecher Auf Der Zugspitze
  17. 17. Verrückt (Live)

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