21. März 2002
Ein Synthie kommt mir nicht auf die Bühne! Pfui!
Interview geführt von Martin MengeleIhr seid gerade im Support für Nebula auf Europatournee. Wie läuft's bis jetzt?
Großartig! Wir verstehen uns ziemlich gut und passen auch musikalisch ausgezeichnet zusammen. Ein echtes Traumduo!
Schön zu hören! Aber seid ihr nicht ab und an ein wenig eifersüchtig auf die Jungs?
Nee, es ist schon OK, den Anheizer zu spielen. Wir wollen uns da nicht vordrängeln. Nebula sind ja auch schon alte Hasen und viel bekannter als wir drei. Da gibt's eigentlich keine Streitereien. Außerdem ist es angenehm nach dem Gig zu relaxen oder mit den Leuten zu quatschen und dabei noch den Gig von Nebula mit zu erleben. Die geben echt Gas!
Haben Nebula euch gefragt, ob ihr mit ihnen auf Tour geht oder wie kam das zustande?
Irgendwie war der Manager von Nebula mit unserem Manager einen saufen und da hat sich das ergeben. Nee, ernsthaft, das Nebula-Management hat uns angesprochen und wir fühlten uns natürlich geehrt.
Lass uns mal über eure Roots sprechen. Es ist klar, das da viel aus den 60ern und 70ern rüberkommt. Ihr habt aber irgendwann mal gesagt, ihr fändet auch Bands wie The Cure, Depeche Mode oder die Beatles toll.
Yeah, diese Jungs sind großartig und waren früher ein wichtiger Part in unserem Leben. Heute höre ich zwar lieber rockige Sachen wie QOTSA oder Deftones, aber ich hab die alten Scheiben immer noch.
Was hältst du von elektronischer Musik, sagen wir Techno, House oder Dum'n'Bass?
Naja, das ist alles nicht so mein Ding. Klar, da gibt's auch ganz nette Sachen, aber ich bleibe lieber beim Rock!
Und wie ist es mit der Band? Würdet ihr auch ein Powerbook in eure Musik integrieren?
(lacht) Nope, niemals! So ein Schrott kommt mir nicht ins Haus und schon gar nicht auf die Bühne. Computer sind was für Textverarbeitung und E-Mail und so'n Quatsch, aber nicht für die Musik. Das ist alles zu steril und kalt, was da hinten rauskommt. Bei uns ist der Sound echte und ehrliche Handarbeit und ich glaube, das wird auch immer so sein. Die Jungs stimmen da sicher mit mir überein.
Letztes Jahr hab ich euch in Köln das erste Mal spielen gesehen. Das war auf der Popkomm.
Ja, das war so ein Akustik-Ding am Rock Hard-Stand. Das war ein bisschen doof. Zuerst hieß es, wir dürften da richtig Gas geben. Dann kam aber der Promotyp und hat gemeint, wir sollen unplugged spielen, weil's sonst zu laut wird. Normalerweise spielen wir immer mit unseren Verstärkern und unseren Effektgeräten. Akustisch nur, wenn es darum geht, schnell eine Idee aufs Papier zu bringen. Aber gut, dann haben wir uns halt den Stecker ziehen lassen (lacht) und einen Song gespielt.
Das klang aber trotzdem super. Wobei ich glaube, die Leute waren enttäuscht, dass ihr nur einen Song gespielt habt.
Ja, das Gefühlt hatten wir auch. Aber streng genommen haben wir damals so einen Medley aus verschiedenen Songs gespielt. War aber trotzdem zu kurz. Das lag aber daran, dass das nur eine Promoveranstaltung werden sollte.
Euer Album "Viva" ist ja nun schon seit Sommer in Deutschland draußen. Wo wart ihr denn damit am erfolgreichsten?
Das weiß ich nicht so genau, aber ich glaube, die Deutschen mögen uns am liebsten. Wir haben auch einige Scheiben in Spanien verkauft, vielleicht liegt's an unserem Namen (lacht). Aber in England und Amerika lief's auch ganz gut. Komischerweise haben wir in Norwegen nur ne Hand voll Platten verkauft, aber das ist mit norwegischen Bands immer so. Die sind in ihrem Heimatland meist weniger bekannt als im Ausland.
Das Album hört sich sehr perfekt an. Habt ihr es denn wirklich selbst produziert?
Klar, wir machen alles selbst! (lacht) Unser Studiotechniker hat noch ein paar Veränderungen vorgenommen, aber immer strikt nach unseren Anweisungen. Wir spielen zwar schon seit 1994 zusammen, haben aber zu der Zeit gerade mit unserem neuen Drummer begonnen. Es handelt sich dabei also nicht um olle Kammellen, sondern um ganz frische Songs.
Das Bühnenleben ist in letzter Zeit ein wichtiger Teil eures Lebens geworden. Wie lebt es sich denn als Rockstar?
Harrharr (lacht), wir sind doch keine Stars, oder? Nee, also bisher hat alles ganz gut geklappt. Da war nur die etwas dumme Sache mit unseren bürgerlichen (lacht) Jobs, die wir bis vor kurzem noch ausübten. Dann stand plötzlich im letzten Herbst eine größere Tour an und wir mussten unsere Jobs an den Nagel hängen. Klar, man muss da irgendwann Prioritäten setzen. Aber wenn man dir kurz darauf erzählt, dass die Tour ins Wasser fällt, dann ist das irgendwie schon ein Uppercut in die Fresse. Wir haben uns dann bis zum Frühjahr mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. So eine Scheiße! Aber jetzt kommt hoffentlich ein bisschen Moos aufs Konto (lacht)!
Habt ihr eigentlich nebenher noch Zeit, neue Songs aufzunehmen?
Nein, nicht wirklich. Aber das Material fürs neue Album ist schon geschrieben. Wir werden uns nach der Tour direkt ins Studio verkriechen. Die neue Scheibe kommt dann wohl im Herbst auf den Markt. Einen kleinen Vorgeschmack daraus wirst du auch heute Abend zu hören kriegen!
Coool! Kann's kaum erwarten! Aber wie unterscheiden sich die neuen Songs vom Viva-Material?
Du wirst sie schon erkennen, wenn du das Viva-Album kennst (lacht). Da gibt's aber eigentlich keine großen Unterschiede. Wir haben ein oder zwei längere Songs im Programm, aber sonst bleibt alles beim Alten. Lass dich überraschen!
Glaubst du, dass ihr in das Genre Stonerrock passt und wie siehst du die Zukunft der Gitarrenmusik?
Also mit Genres hab ich's nicht so, aber ich finde es schon ziemlich cool, wenn man als junge Band mit seinen eigenen Vorbildern (dabei meine ich die Jungs von Kyuss, Fu Manchu, Nebula oder QOTSA) in einem Atemzug genannt wird. Das ist schon eine Ehre für uns. Aber ich glaube, wir machen schon irgendwie unser eigenes Ding. Sonst würden uns die Leute auch nicht mögen, wenn wir nur Sachen nachspielen oder kopieren würden. Deswegen wird es auch immer gitarrenorientierte Rockmusik geben, auch noch in hundert Jahren! Die Musiker müssen nur immer versuchen, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Und wie vorher erwähnt: Ein Synthie kommt mir nicht auf die Bühne! Pfui!
Die Wüstenrocker geben ja immer an, sie würden ihre ganze Inspiration in der Wüste finden. Wie ist das bei euch?
Bei uns daheim in Norwegen gibt's ja keine Wüsten in diesem Sinne, aber es gibt die Fjells im Norden, da ist es ziemlich öde und karg. Aber wir fahren nicht mit unserem Equipment da raus und jammen. Ab und zu gehen wir Skifahren oder so, aber das hat dann nichts mit der Musik zu tun.
Ich hab gehört, ihr Jungs fahrt alle Motorrad? Seid ihr echte Biker?
Naja, also ich fahre ein Kawasaki und Øyvind fährt eine alte Honda 750 four. Also einen Luftfilter oder Zündkerzen kann ich noch wechseln, aber wenn's ans Frickeln geht, überlass ich das lieber einem Profi. Ein Kumpel von mir hat ne Werkstatt. Der holt die Maschine ab und bringt sie gleich am nächsten Tag wieder. Das ist ein ganz guter Service, wenn man keine Zeit hat. Aber Norwegen ist ein großartiges Land, um Motorrad zu fahren, auch wenn du vielleicht glaubst, es sei zu kalt. Ich melde mein Bike immer im April an und fahre dann so bis November herum.
OK, ich wünsch dir dabei viel Spaß und haut kräftig rein auf der Bühne!
Und wahrlich! El Caco dreschten den Zuhörern ganz schön was um den Latz. Man könnte fast sagen, sie haben Nebula an die Wand gespielt. Schaut es euch an!
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