laut.de-Kritik
Humppa und Prost! Ein Bier, mein Freund?
Review von Dani FrommIm zwanzigsten Jahr ihres Bestehens etwas bahnbrechend Neues über die Ergüsse von Eläkeläiset schreiben zu wollen, gleicht dem Versuch, ein eierlegendes Perpetuum Mobile zu entwickeln. Die Herren brauen ihr Humppa-Gesöff seit 1993 nach der gleichen Rezeptur - und, verdammich, es läuft einfach rein.
Doch es sollen ja tatsächlich immer noch bedauernswerte Kreaturen draußen herumschleichen, die der Finnenpolka-Irrwitz bisher unbeleckt ließ. Denen sei gesagt: Humppa und Prost! Auch für "Humppasheikkailu" krallen sich die Finnen bekannte Songs und drehen sie durch den Humppa-Fleischwolf.
Woher das Material stammt, ist Eläkeläiset dabei - wie gewohnt - scheißegal. "Heaven And Hell" von Black Sabbath lässt sich ebenso zu Humppa transferieren wie "Bohemian Like You" aus dem Repertoire der Dandy Warhols. Ob King Crimson, Linkin Park oder HIM - vor der Humppifizierung bleibt keiner gefeit. Hinter "Humppakuski" vermute ich übrigens "Blue Monday" von New Order.
Ehrensache, dass jedes Stück einen finnischen Text und einen Titel verpasst bekommt, in dem in irgendeiner Form der Begriff "Humppa" auftaucht. Ich möchte einfach glauben, dass "Rollaattoriässä" von Humppa-tanzenden Senioren mit beräderten Gehhilfen handelt. Des Finnischen mächtige Zeitgenossen mögen mich dieser Illusion bitte nicht berauben.
Zudem graben Eläkeläiset regelmäßig schauderhafte Nummern aus, die in ihrer Humppa-Version überhaupt erst eine Daseinsberechtigung erhalten. Diese Ehre erfährt auf "Humppasheikkailu" mit "Hirsipuuhumppa" endlich auch der "Lemon Tree" aus dem Fool's Garden. Zeit wurde es längst.
Eläkeläiset kratzen mit kaum einem Titel auch nur an der Drei-Minuten-Marke. Sie pfeifen auf ordentliche Arrangements, saubere Instrumentenbeherrschung und die hohe Kunst des Gesangs gleichermaßen. Viel schwerer wiegen enthemmte Spiel- und Sangesfreude, gerne auch lieber laut als schön. Alle: "Lei-lei-la-la-la-leilei-leilei!"
Charakteristisch vom Schlagzeuger eingezählt, brechen die Akkordeon-getriebenen Nummern über die hoffentlich bereits gut angetrunkene Hörerschaft herein und reißen sie mit sich. Wer Mühe hat, sich halbwegs gerade auf den Beinen zu halten, dem dürfte herzlich wurscht sein, dass der eine oder andere Song von dudelnden Keyboardspielereien in quietschendes Tastenchaos abrutscht. Wer nicht, ist bei Eläkeläiset vermutlich ohnehin an der falschen Adresse - oder gerade erst gekommen. Ein Bier, mein Freund?
11 Kommentare
Ha...ich liebe diese finnischen Granaten!
humppa and finnlandia can save your live!
*röööööööööhhhhhhhhhr*
für die Musik darf man eigentlich keinen Punkt geben, weil das nur live zu haben ist. Wer ist denn so knäckebrot und hört sich zuhause an? Ehrlich
laut der immer sehr beliebten humppa-original übersicht von lemmingz.de verbirgt sich hinter Humppakuski nicht etwas Blue Monday sondern Shut Up and Drive von rihanna
@drocc (« laut der immer sehr beliebten humppa-original übersicht von lemmingz.de verbirgt sich hinter Humppakuski nicht etwas Blue Monday sondern Shut Up and Drive von rihanna »):
deswegen "vermutete" ich da ja auch nur.