Porträt

laut.de-Biographie

Electric Light Orchestra

Schon der Name deutet an, wes geistes Kind sein Unwesen treibt. Das Electric Light Orchestra aus Birmingham bringt seit Ende der Sechziger/Anfang Siebziger, die so unvereinbar anmutenden Gegenpole Rock und Klassik unter einen Hut zu bringen.

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Im Vordergrund steht bei Bandgründung die Experimentierfreude der drei Musiker Jeff Lynne, Roy Wood (gebürtig: Ulysses Wood) und Beverly "Bev" Bevan. Das Trio spielte, bevor ELO aus der Taufe gehoben wurde, in der Band The Move. Dieser Rahmen wurde ihnen aber mit der Zeit zu eng: Damals experimentierten diverse andere Bands wie Deep Purple und Procol Harum ebenfalls mit klassischen Elementen. Die Version von ELO, der die Verehrung für die Beatles immer anzuhören ist, war aber so ausgewogen und erfolgreich wie bei keiner anderen Band.

Vielleicht liegt der Grund hierfür in der Tatsache, dass bei ELO die Streicher und Bläser, die für ihren Sound nun mal unverzichtbar sind, zur Band gehören und nicht von Sessionmusikern beigetragen werden. Bei den ersten Proben kristallisierten sich Wilf Gibson, Bill Hunt, Hugh McDowall, Michael Edwards und Andrew Craig als die geeigneten Kandidaten für diesen Job heraus.

Schon der Erstling, der 1971 das Licht der Welt erblickt, lässt erahnen, welches Potential hier schlummert. Zwar noch etwas unausgereift und wirr, enthält es doch schon einige Elemente ihres kraftvollen und bombastischen Klassik-Rocks. Mit technischen Spielereien und komisch anmutenden Gimmicks ausgestattet, wurde "Electric Light Orchestra" von Kritikern und Öffentlichkeit dennoch sehr wohlwollend aufgenommen.

Trotz des guten Starts hatte Roy Wood bald genug von Lynne und Co. und gründet mit den ebenfalls Fahnenflüchtigen Hunt und McDowall die Formation Wizzard. Mit seinem Ausstieg wird zum ersten Mal das Besetzungskarussell in Gang gesetzt, das eigentlich nicht mehr still stehen sollte. In diversen Besetzungen, aber mit immer größer werdendem Erfolg musizieren ELO. Bis zum Album "Out Of The Blue" (1977) fliegt den Hörern ein filigranes Bombastalbum nach dem anderen um die Ohren, darunter Milensteine wie "Eldorado" und "A New World Record".

Den größten Fauxpas begeht Lynne jedoch, als er sich 1979 noch an den schon fast abgefahrenen Discozug hängen will. Weiterentwicklung in Ehren, aber die Fans gehen den Weg des Electric Light Orchestras nicht mit. Und spätestens mit dem Soundtrack zu "Xanadu" scheint der künstlerische Kredit fast verspielt. Synthies treten an die Stelle der Streicher und rauben dem Sound die Seele, befinden nicht wenige.

Lynn lässt Disco dann zwar wieder Disco sein, aber zu alter Form finden ELO nicht zurück. Nach dem wenig erfolgreichen "Balance Of Power" (1986) löst sich die Band ein Jahr später auf. Lynn konzentriert sich in den Folgejahren aufs Produzieren. Mit immensem Erfolg.

So arbeitet er für George Harrison oder Tom Petty als Produzent und spielt im Verbund mit Tom Petty, Roy Orbison und Bob Dylan in der Combo The Traveling Wilburys. Ab 1994 geht für Lynne ein Traum in Erfüllung: Mit Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr arbeitet er an der "Anthology"-Serie der Beatles - auch mit Paul und Ringo kommt es zu Solokollabos.

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Die Washington Times listet Lynne Jahre später als Nummer vier der einflussreichsten Producer ever (2008). Drummer Bev Bevan macht unterdessen unter dem Namen Electric Light Orchestra Part II weiter - längst streiten sich Lynne und Bevan vor Gericht um den Namen. Aber zu mehr als einem einfallslosen Abklatsch des Originals reicht es bei Bevan und Co. nicht. Die Liste von Lynnes Kollabopartnern wird derweil immer länger (Aerosmith, Tom Jones etc.).

Lynne releast 1990 noch sein erstes Soloalbum "Armchair Theatre", bevor er 2001 mit "Zoom" als ELO zurückkehrt - Bevan hat seine Namensrechte endgültig an ihn verkauft. Für die wenigen Livekonzerte stößt Keyboarder Richard Tandy zum komplett neuen Line-Up. Eine geplante Tour wird jedoch abgesagt.

Wieder dauert es über ein Jahrzehnt, bis der Fan neue ELO-Tracks zu hören bekommt (2012 kommt noch Lynnes zweite Soloplatte "Long Wave"): Unter dem neuen Namen Jeff Lynne's ELO nimmt Jeff "Alone In The Universe" (2015) im Alleingang auf. Zuvor verkaufen ELO bzw. Lynne/Tandy 2014 ein Reunionkonzert im Londoner Hyde Park im Rahmen einer BBC Radio 2-Show am 14. September 2014 in 15 Minuten aus.

Mittlerweile darf sich Lynne sogar Ehrendoktor der Birmingham City University nennen, sein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame ist ebenfalls gelegt. Und ELO haben über 50 Millionen Platten verkauft. Man mag nun die eine Bandphase besser finden als die andere oder das eine frühe Album stärker als ein späteres.

Doch wie fasst eine Kritik zu "Alone In The Universe" den Sound von Jeff Lynne, dem einzigen konstanten ELO-Mitglied, treffend zusammen: "Es ist einfach, sich in den Tracks der Platte zu verlieren - wenn nicht mit Absicht, dann zufällig!".

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Surftipps

  • Jeff Lynne's ELO

    Eintauchen!

    http://jefflynneselo.com/
  • Face The Music

    Einziger offizieller deutscher Fanclub mit Infos en Masse.

    http://www.face-the-music.de/
  • ELO Fanclub

    Nochmal Face The Music mit Informationen über den Fanclub.

    http://www.elo-fanclub.de/

3 Kommentare

  • Vor 5 Jahren

    Liebe laut-Redaktion, diese Biographie muss dringend verbessert werden, denn dieser hängt eine gewisse Schlampigkeit an. Jeff Lynne wird mehrmals falsch geschrieben. Das 1981er Album "Time", in den USA weitgehend verschmäht aber in ganz Europa ein Riesenhit, wird komplett ignoriert. Ebenso "Secret Messages" von 1983, mit dem die künstlerische Stagnation nicht mehr zu ignorieren war und die Verkaufszahlen auch in Europa einbrachen.

  • Vor 3 Jahren

    Sehr geehrte Laut.de Redaktion,

    ich kann mich meinem Vorredner anschließen, wenn auch im Ton etwas relativierend. Die meisten Redakteure dürften zur großen Erfolgszeit des Orchestra relativ jung gewesen sein bzw. womöglich überhaupt nicht geboren. Dinge im Nachhinein herauszubekommen ist deutlich schwerer als sie selbst erlebt zu haben. Insoweit seien die Fehler verziehen.

    Es ist übrigens auch wahr, dass die Musik außerhalb Europas niemals die selbe Popularität erreichte wie in diesem hiesigen Kontinent. Ich war zu dieser Zeit anlässlich eines Stipendiats der Universität Stuttgart häufiger im Ingenieurslabor der State University of New York und soweit europäische Rockmusik dort im Radio lief, haben sich die amerikanischen Kollegen darüber lustig gemacht und sie als abgedroschen bzw. effektheischerisch empfunden. Daran ist sicherlich ein Funken Wahrheit. Die Musik war trotz ihrer allgemein geäußerten Empfindung als nicht so interessant oder populär wie andere Gruppen dennoch außerordentlich erfolgreich. Es war uns bekannt, dass einige amerikanische Komponisten der Avantgarde bereits zu dieser Zeit etwas antiquierte Röhrencomputer verwendet hatten, um ihnen elektronische Klänge abzugewinnen. Es war Pionierarbeit aber klang sehr schräg, weil es eben Avantgardemusik war. Das Light Orchestra hat beispielsweise bei Mr. Blue Sky einen elektronischen Stimmenmodulierer, einen sog. Vocoder, für ein Interludium zum Refrain verwendet. Das ist aus heutiger Sicht sicherlich eine kleine Makulatur, allerdings zur damaligen Zeit ein interessantes Element. Zu dieser Zeit war auch Friedrich Kittler bei uns in Stuttgart des öfteren zu Besuch und hat über die kulturelle Relevanz dieses elektronischen Mediums berichtet, er sprach glaube ich auch über das ELO als popularkulturelles Beispiel für vermehrten Einsatz elektronischer Elemente in Liedern.

    Nicht unwesentlich zur Schmach des Orchestra dürfte, wie im Artikel kurz angerissen, der Soundtrack des Filmes "Xanadu" beigetragen haben. Der Film war ein eigenartiges Experiment, das von Kritikern derart verschmäht wurde, dass man als Pendant zum merit award der AMPA (sog. "Oscar") einen satirischen Parallelpreis etablierte, die sog. "Goldene Himbeere", der bis heute noch fortbesteht. Am Soundtrack des Orchestra dürfte das freilich nicht liegen, da es sich dabei auch um ein bei Liebhabern der Band populäres Album handelt, das damals in Deutschland mit Olivia Newton John als Gastsängerin die Hitparade während des gesamten Sommers 1980 dominiert hatte.

    Mein persönlicher Favorit der Band ist allerdings "out of the blue". Allerdings auch aus Gründen der Sentimentalität. Die Erstpressung der Platte kam damals feuerrot daher! Ich hatte als Kind immer rote Sportschuhe der Carl Häßner Sportschuhfirma, später das VEB Sportartikelkombinat. Im Westen wurde man da schon verlacht, weil Adidas ja unter anderem schon die damals zwei Weltmeistermannschaften ausstaffiert hatte. Ich empfand die Schuhe dennoch als qualitativ hochwertiger und habe mir irgendwann auch als Alltagsschuhe feuerrote Häßner geholt, mit den Zwei Streifen statt den Dreien. Meine Tochter war zu dieser Zeit noch recht jung und hat sich außerordentlich gefreut, dass ich aus den Vereinigten Staaten einen "Mister Disc" mitgebracht habe, der portabel Schallplatten spielen konnte. Unter anderem haben wir damit die "out of the blue" am Spielplatz angemacht und die Kinder waren erstaunt, dass das möglich war! Zu dieser Zeit gab es bereits portable Musikabspielgeräte, allerdings waren sie zum Abspielen an eine externe Quelle gebunden, etwa Kopfhörern.

    Es grüßt,
    Heinz Fischer

  • Vor 3 Jahren

    Meine Tochter hat mir ein amüsantes Video geschickt, in dem Mr. Blue Sky von den Muppets nachgespielt wird und vielleicht auch hier noch jemanden zum Schmunzeln bringt
    https://www.youtube.com/watch?v=iRNl0iWE490

    Es grüßt,
    Heinz Fischer