laut.de-Kritik
Der liebliche Dreiklang der Melancholie.
Review von Daniel StraubIn ihrer Jugend schrammelte die Kalifornierin Eleni Mandell gerne auf der Gitarre herum und eiferte ihren Lieblingen von der L.A.-Punkband X nach. Die raue Seite der brünetten Schönheit prägte ihre ersten drei Alben. Den Sprung nach Europa wagte sie aber erst mit ihrem vierten Longplayer "Country For True Lovers", der sich 2003 musikalisch zu neuen Ufern aufmachte. Existentialistische Tristesse mit zartem Bluegrass-Unterton macht den Nachfolger "Afternoon" zu einem Kleinod aus Lyrik und Melodie.
Freundlich fällt der Einstieg mit "American Boy" aus. Sachte Gitarrenakkorde bauen dem Zuhörer eine Brücke, bevor Eleni Mandell ihren melancholischen Stimmteppich ausrollt. Von so viel Charme lässt man sich gerne betören. Das gilt gleich zweimal für alle, die amerikanischen Sirenen wie Tanya Donelly und Kristin Hersh gerne ein Ohr schenken. Mandell in einem Atemzug mit jenen Urgesteinen des feminen College-Rock zu nennen, ist alles andere als vermessen.
Die Kalifornierin hält mit ihrem Talent nicht hinterm Berg und begeistert von Beginn an mit der schlichten Schönheit ihrer Textzeilen sowie feinfühligen Arrangements. Ihre Worte werden auch oftmals mit weinenden Hawaii-Gitarren akzentuiert, so beim trotzig-kämpferischen "County Line" oder dem sehnsüchtig-anschmiegsamen "Sun's Always Shining (In Rome)".
Dezent eingewobene Orgel-Flächen jagen zudem ein dunkle Schauer über den Rücken - ein Effekt, als dessen Pate sich gerne Nick Cave profiliert. Zwar liebt Mandell den Dreiklang aus Melancholie, Schwermut und existentialistischer Angst. Das Vokabular solider Rock-Musik ist ihr dennoch aufs Innigste vertraut. Beim flott rockenden Titelsong "Afternoon" bricht dann auch Mandells Liebe für straighten Punk-Drive unverhohlen durch.
Solche Nummern sind auf "Afternoon" allerdings in der Minderzahl. Sie vervollständigen das Bild einer Songwriterin, die den Melodien ihrer Songs ganz verschiedene Kostüme überzieht. So dürfen bei Eleni Mandell Alternative und Country neben klassischem Songwriting stehen, ohne sich dabei die Schau zu stehlen.
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