laut.de-Kritik
Zwischen Folk und Jazz - aber ohne Künstelei.
Review von Giuliano BenassiAls Miss Emily ist die Kanadierin seit 2002 musikalisch aktiv, 2017 präsentiert sie in Deutschland nun ihr erstes Album unter eigenem Namen. "14 Jahre lang habe ich einen Künstlernamen verwendet. Nun ist es an der Zeit, diese Mittelsfrau zu verabschieden und meine Kunst ohne Filter direkt zu präsentieren, sei es auf der Bühne oder als Marke. Es soll einfach absolut authentisch sein", erklärt Emily Millard auf ihrer (alten) Webseite.
Es stellt sich schnell heraus, dass die Umbenennung nicht mit einer neuen musikalischen Ausrichtung einhergeht. Wie gewohnt webt Millard eine dichte instrumentale Struktur um ihre hohe, intim wirkende Stimme, die weniger eine Melodie singt als ein weiteres Instrument ist. Diesmal verzichtet Emily aber fast gänzlich auf elektronische Instrumente und setzt auf die warmen Klänge von Klavier, Geige, Cello, Bass, Flöte, Saxophon und sanftes Schlagzeug.
"This is all I am / This is all I will be", stellt sie im Opener "Flashlight" klar. Sie ärgert sich über den sorglosen Umgang vergangener Generationen mit der Umwelt ("How can you plant a seed in a toxic town") und fordert auf, neue Wege zu gehen ("Bravely pick the locks generations old / Open all the doors", "Chainbreaker"). Sie erzählt aber auch persönliche Geschichten, wie in "Promise Of Spring" ("I was 26 years old when the panic seized me / Unrecognizable when she came to meet me / A lily from beyond / Handed me by a stranger / A promise of spring / In the midst of deep freeze").
Dem kanadischen Produzenten Sandro Perri gelingt es dabei, Texte und Gesang stimmungsvoll in Szene zu setzen. Irgendwo zwischen Folk und Jazz, aber ohne gekünstelt zu wirken. Dennoch stechen ausgerechnet die eher konventionell arrangierten Stücke heraus: "Eisblumen" mit einer wundervollen kammermusikalischen Einführung und Millard, die sich selbst am Klavier begleitet. Das verträumte, dennoch leicht bedrohlich wirkende "Hunter". Das abschließende, als Bonustrack ausgewiesene "Origami Valentine" mit einer gezupften akustischen Gitarre auf einer Melodie, die an Ennio Morricone erinnert.
Nicht so ganz hinein passt das arg poppig geratene, vom Text her eher düstere "As A Cloud" ("Didn't know darkness / Didn't know how dark it could get / Didn't know how far down I would descend / Didn't know lightness / Was a place I had to climb / Minute by minute"), doch das bleibt die Ausnahme. Mit "By Heron & By Season" (eine Zeile aus "Promise Of Spring") ist Emily Millard jedenfalls ein starkes Album gelungen.
"Come on and be / My snake charmer / Summon me / I don’t want to wait anymore / I want to rise", singt sie in "Snake Charmer". Möge ihr Wunsch in Erfüllung gehen - sowohl in Bezug auf die Liebe als auf die Karriere.
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