laut.de-Kritik

Breakdowns in der Groovemetzgerei.

Review von

Achtung: nichts für zarte Nerven! Aber wer anderes erwartet, kauft sich schließlich kein Emmure-Album. Wenn Frankie Palmerie zum Einstieg brüllt: "Get the fuck uuuuup", meint er das auch so. Viel mehr passiert im Intro "You Asked For It" nicht. Mehr braucht es aber auch gar nicht, um auf die kommende halbe Stunde einzustimmen.

Es folgt ein Abriss, wie man ihn kompromissloser kaum zelebrieren könnte. Emmure haben einen umfassenden Line-Up-Wechsel hinter sich. Abgesehen von Fronter Palmeri ist kein Mitglied mehr identisch mit denen der letzten Platte "Eternal Enemies".

Letztendlich prägte aber ohnehin immer Palmeri die öffentliche Wahrnehmung, sei es wegen irgendwelcher Skandale oder seiner brachialen Stagepräsenz. Emmure ist sein Baby, das beweist "Look At Yourself" ziemlich eindeutig.

Musikalisch hat sich kaum etwas getan im Death-geschwängerten Hardcore-Land. Höchstens, dass Emmure tighter und besser geworden sind. Die Lieblingszahl der Gitarren-Tabulaturen ist die Null, angewendet selbstverständlich auf tief gestimmte Instrumente im Breakdown-Rausch.

Wenn man so will, besteht "Look At Yourself" eigentlich nur aus Breakdowns. Darüber stiften dissonante Leads Unruhe. Emmure zocken ihren Stiefel allerdings so gekonnt runter, dass man nichts vermisst. Nicht einmal Abwechslung.

Es bleibt im Endeffekt auch völlig latte, welcher der durchweg hübsch betitelten Songs ("Russian Hotel Aftermath", "Gucci Prison", "Call Me Ninib") gerade spielt: Es gibt immer auf die Fresse, und auf die Fresse ist gut. Frankie Palmeri zieht mit seiner Ausdrucksstärke in den Bann und erweist sich einmal mehr als Deathcore-Gold.

Während er zwar durchweg das Aggressionslevel eines provozierten Stierkampfbullen hält, produziert er trotzdem irgendwie griffige Lines. Besonders die Einbettung seines Sprechgesangs lässt im Vergleich zu Vorgängerwerken noch einmal einen klaren Schritt nach vorn erkennen.

Verschnaufpausen in der Groovemetzgerei gibt es kaum. Nur kurz schalten "Ice Man Confessions" und "Major Key Alert" einen Gang zurück. Statt Vollkontakt heißt es dann eben Lauerstellung. "Turtle In A Hare" flicht bei allem Brutalo-Staccato-Geriffe noch eine (alb)träumerische Hook ein.

Palmeri und seine neue Crew (wobei als Co-Komponist besonders Joshua Travis hervorzuheben ist) fahren eine klare Linie und reizen diese bis zum Maximum aus. Kurze, zweckdienlich strukturierte Songs, die genau das verkörpern was sie sollen.

Genau deshalb kann man auch absolut zufrieden sein, wenn Emmure nach nur dreißig Minuten den Stecker ziehen. Alles ist gesagt, weitere Runden im Ring mit der Band wären gesundheitlich wohl eher nicht zu empfehlen.

"Wenn du auf harte Musik stehst, taugt dir unser neues Album. Wenn nicht, stimmt was nicht mit dir", so drückt es Palmeri aus. Großkotzige Worte, aber so richtig zu widersprechen wagt man trotzdem nicht.

Emmure liefern auf gleichbleibend hohem Niveau ab: 13 Songs finden sich auf "Look At Yourself", kein einziger entpuppt sich als Durchhänger. Wem ein Track der Platte zusagt, der feiert mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Rest. Anderenfalls stellt man das Teil besser wieder ins Regal zurück.

Trackliste

  1. 1. You Asked For It
  2. 2. Shinjuku Masterlord
  3. 3. Smokey
  4. 4. Natural Born Killer
  5. 5. Flag Of The Beast
  6. 6. Ice Man Confessions
  7. 7. Russian Hotel Aftermath
  8. 8. Call Me Ninib
  9. 9. Major Key Alert
  10. 10. Turtle In A Hare Machine
  11. 11. Torch
  12. 12. Derelict
  13. 13. Gucci Prison

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