laut.de-Kritik
Viehisches Gehämmer und brachiale Simplizität.
Review von Michael EdelePersonalsorgen gehören bei Endstille schon seit geraumer Zeit der Vergangenheit an. Graupel-Fronter Zingultus ersetzte mehr als adäquat den ehemaligen Fronter Iblis und gibt nun auf "Infektion 1813" seinen Einstand.
An der musikalischen Ausrichtung änderte sich durch den Wechsel am Mikro erwartungsgemäß wenig. Ob das gut oder schlecht ist, liegt einmal mehr im Gehörgang des Akustikers (oder so ähnlich). Wer bislang kein Freund des monotonen Gehämmers der Kieler war, wird auch an "Infektion 1813" wenig Freude haben.
Andererseits muss man festhalten, dass die hypnotischen, teils dissonanten Riffs der Formation auch auf ihrer achten Veröffentlichung wieder den Zweck erfüllen. Ob das nach all den Jahren noch ausreicht, die Fans zum Kauf der Scheibe zu bewegen, sei mal dahin gestellt.
Zwischen viehischem Gehämmer, wie es gleich im Opener "Anomie" zum Einsatz kommt und auch "The Deepest Place On Earth" oder "Satanarchie" dominiert, und eher schleppenden Passagen versuchen sich die Black Metaller tatsächlich auch einmal am Midtempo.
Kein Wunder, dass "Bloody H (The Hurt-Gene)" und mit Abstrichen auch "Wrecked" aus dem vorherrschenden, musikalischen Einerlei heraus stechen wie Kollege Schuh auf dem Debütantinnenball. Brachiale Simplizität wird auf Dauer wohl nicht mehr genügen, um die Fans bei der Stange zu halten.
Da reißt auch das an Stumpfheit kaum zu überbietende, elfminütige "Endstille (Völkerschlächter)" mit seiner Aufzählung an Kriegsverbrechern, Diktatoren und anderen Massenmördern nicht mehr viel raus. Provokant ist sowas schon lange nicht mehr.
6 Kommentare
Wären sie konsequent gewesen, hätten sie das Album "1814" genannt.
Ich finde dieses Gescharre mit NS-Symbolik- und "Romantik" einfach nur zum brechen.
Dieses "wir kokettieren mit dem Faschismus als Zeichen dass wir gegen ihn sind" finde ich so scheinheilig, egal ob es im Neo-Folk, EBM, oder im Black-Metal vorkommt.
vor allem, wenn man sowas nicht drauf hat.
das konzept der künstlerisch scheinbaren überidentifikation kommt eigentlich aus dem theater.
laibach hatten das richtig drauf.
die kieler haben wohl mal zu lange kiel geholt.
dann wird das schwierig.
ps: der arme michel muss ganz schön leiden in deinen letzten texten, eddy
Das bekomm ich in einem der nächsten Newsletter eh wieder zurück
... und seit neuestem nicht nur dort
...verstehe...
Seit "Dominanz" und "Navigator" nur schlecht, aber dafür umso mehr "hip" für so manchen pubertären Hirnbeiß. Nazi-Symbolik ist eben drin, wie Lady Gaga ihre Image pflegt. Marduk haben ihre Schaffenskrise ja überwunden (dank Mortuus), aber Endstille wiederholen sich bis zum Erbrechen. Durchschnittlich, einfallslos, Thematik befriedigend, Musik bleibt Lärm ohne Konzept. Braucht niemand.