laut.de-Kritik
Zwei Generationen, zwei Hautfarben, zwei Stile - eine Welt: der Blues
Review von Volker SchnellÜber dreißig Jahre nach ihrem ersten Treffen 1967 in einem kleinen Club in New York finden zwei Brüder im Geiste des Griffbretts wieder zusammen. Nachdem sie schon des öfteren gemeinsam auf der Bühne standen und Eric Clapton auf King's 97er Album "Deuces Wild" mitwirkte, haben sich die beiden Blues-Legenden endlich zusammengetan, um mit "Riding With The King" ein komplettes Album gemeinsam einzuspielen.
Hervorzuheben ist der King-Klassiker "Three O'Clock Blues", der in langgezogenen Soli Gitarrenarbeit der Extraklasse bietet, und natürlich John Hiatts Titelsong "Riding With The King". Dieser Titel ist die richtige Einstimmung für einen relaxten, aber dennoch dynamischen Trip durch die verschiedensten Landschaften des Blues, mit einem lachenden Eric Clapton als Chauffeur und B.B. King im luxuriösen Fond. Gemütlich gehts vorbei an Big Bill Broonzys "Key To The Highway", um dann mit viel Drive Doyle Bramhall's "I Wanna Marry You" zu genießen.
Weitere Stationen sind der "Worried Life Blues" (Big Maceo Merriweather) in akustischer Version und B.B. King's Klassiker wie "When My Heart Beats Like A Hammer" oder "Ten Long Years". Die Abstecher hinunter zu "Help The Poor" (King), das auch schon mit deutlich lässigerem Rhythmus zu hören war, oder zum etwas krachigen "I Wanna Be" (Doyle Bramhall) wären nicht nötig gewesen.
Doch auch diese Umwege können die Grundstimmung auf unserem Trip nicht verderben, denn mit "Come Rain Or Come Shine", einer schönen (vielleicht allzu gefühlvollen) Ballade von Johnny Mercer und Harold Arlen, bringen uns die beiden Blueser wieder versöhnt und wohlbehalten zurück. Nach der Ankunft bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob diese Scheibe unter "C" oder unter "K" ins Regal kommt. Dass "Riding With The King" in jede Bluessammlung gehört, steht außer Frage.
Das Album entfaltet immer dann seine Stärken, wenn sich die beiden Ausnahmegitarristen mit feinsten Blueslicks und gefühlvollen Voices gegenseitig in Sphären steigern, die den Spielspaß hörbar werden lassen. "Call and Response" zwischen zwei Herren, die zusammen 130 Jahre gelebten Blues auf die Waage bringen (King geb. 1925, Clapton geb. 1945). Durch beschränkten Technikeinsatz bei der Produktion - es wird v.a. mit Stereoeffekten gearbeitet, die die Gitarren und die Vocals betonen - ensteht eine Clubatmosphäre, die man ansonsten oft nur bei Live-Aufnahmen findet.
"Clapton rundet den von King eingebrachten rhythmischen Drive mit seiner filigranen Gitarrenarbeit ab", schreibt die Plattenfirma. Doch wer hier wen oder was abrundet, ist weniger von Bedeutung, als die gute Laune, die die beiden erzeugen, wenn sie sich durch den Goodtime-Blues jammen. Ride on ...
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