laut.de-Kritik
Ein musikalisches Wimmelbuch der kleinen und großen Gefühle.
Review von Kai ButterweckAlles auf Anfang stellen, alle Schotten dichtmachen und nur noch der eigenen inneren Stimme folgen und vertrauen: Für ihr zweites Studioalbum "Nachtluft" hat sich Felicitas Mietze aka Fee. von allen äußeren Einflüssen befreit.
Via Crowdfunding finanziert und nahezu komplett eingesungen in der eigenen kleinen Dachgeschosswohnung, präsentiert sich der Nachfolger von "Ein Zimmer Küche Bad" wie ein in Klang gegossenes Wimmelbuch der kleinen und großen Gedanken und Gefühle.
Fee. klingt ein bisschen wie eine liebreizende Kreuzung aus Judith Holofernes, Lea und Eva Briegel. Wahlweise lasziv, kindlich, verträumt oder schnodderig, schmiegt sich die Stimme der Marburgerin an die daseinsbegleitenden Themen des Alltags.
Natürlich dreht sich auch bei Fee. ganz viel um die Liebe. Im flotten Indie-Pop-Opener "Chéri" stellt sie die eingerostete Beziehung in Frage. Auch entlang der "Landebahn" fliegen Erinnerungen an bessere Zeiten vorbei. In der "Straßburger Straße" war einst ebenfalls die große Liebe zu Gast. Jetzt ist da nur noch eine Leere. Gezupfte Gitarrenklänge und die traurige Stimme der Hauptprotagonistin zeichnen ein graues Bild in Moll.
Auch wenn es nicht um die Schattenseiten der größten Kraft des Lebens geht, ist die Grundstimmung eher verhalten und gedrückt. Auf der Suche nach Antworten im großen Fragespiel des Lebens lässt sich Fee. von jazzig angehauchten Indie-Pop-Sounds begleiten.
Zum Mitsingen oder rhythmisch in die Hände klatschen ist hier nur wenig dabei. Die Aufmerksamkeit soll nicht vom unterschwelligen Heile-Welt-Schein untergraben werden. Gut zuhören ist angesagt, wenn es um den "Ernst Des Lebens" und zwielichtige Gestalten mit Geschichten aus "Utopie"-Welten geht.
Kurz vor Toresschluss versucht sich Fee. an der Kunst des monotonen Sprechgesangs. Begleitet von zwei traurig flimmernden Gitarrenakkorden schließt sich der Fragekreis. Irgendwo im tristen Dunkel erkennt man schon die "Landebahn". Jetzt schnell raus ins Freie und tief einatmen. Die "Nachtluft" macht den Kopf wieder frei. Alles ist wieder gut. Zumindest für den Moment.
Noch keine Kommentare