laut.de-Kritik
Kill Em All: Debütalbum der Londoner Fabric-Partyhelden.
Review von Michael SchuhWer beim Stichwort "Kill Em All" ohne zu zögern an Metallica denkt, folgt musikhistorisch zwar einer korrekten Chronologie, wohnt aber ganz sicher nicht in London. Sonst wäre es zumindest für den Bruchteil einer Sekunde angebracht gewesen, an die gleichnamige Fabric-Partyreihe zu denken, die seit 2004 im Osten der Metropole Körper und Hirne der Jugend auseinander nimmt. Kill Em All eben.
Bedanken dürfen sich die Besucher bei Tim, Olly und Mark, die ihre Nachnamen lieber für sich behalten und stattdessen als "Drecksfürsten" vorstellig werden, als Filthy Dukes. Mit "Nonsense In The Dark" legen die drei DJs ihr autobiographisches Debütalbum vor, das so ziemlich alle Sounds verarbeitet, die sie des Nachts rausballern und das zunächst diesem wichtigsten aller Nightlife-Ingredienzien huldigt: dem Bass.
Hervorzuheben ist gleich der formidable Power-Opener "This Rhythm", das Groovegerät "What Happens Next" und die instrumentale Adrenalinpeitsche "You Better Stop". Allein diese lässig programmierten Stücke stehen jeder Party-Visitenkarte gut zu Gesicht, erinnern hier an Mylo und dort an Goose.
Ungefähr nach der ersten Hälfte nehmen die Dukes aber das Tempo raus und fahren etwas überraschend die gediegene 80er Synthie Pop-Schiene. Nach der seltsam deplatzierten Sample-Orgie "Tupac Robot Club Rock" streichelt einen mit dem soften Titeltrack urplötzlich eine balladeske Spielerei, bevor das sphärische "Cul-De-Sac" charmant deutlich macht, dass den Briten auch Krautrock ein Begriff ist.
Und doch: Die Crux liegt in der Vielfalt. Da gesellen sich die Dukes zu anderen arrivierten Zeremonienmeistern nächtlicher Endorphin-Ausschüttung (Sven Väth, Tiga, LCD Soundsystem), die auf Albumlänge oft nicht die Heilsversprechen ihrer Livesets einlösen können.
Im Falle der Drecksfürsten stockt der Groove-Motor erstmals beim aalglatten Hyperpop-Refrain in "Messages", bevor es später bei "Don't Fall Softly" und "Light Skips Cross Heart" schon bedrohlich aus der Motorhaube raucht. Stücke, die klingen, wie von einer längst verschollenen Compilation des Jahres 1985 wieder aufgelegt.
Das düstere "Poison The Ivy", atmosphärisch beinahe schon mit den Labelmates White Lies verwandt, zeigt noch einmal eine interessante Facette auf, kann den mediokren Gesamteindruck dieses Debüts aber nicht mehr retten.
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