laut.de-Kritik
Lalala wohin man schaut und hört.
Review von Michael EdeleDie Amis wissen einfach, was gut ist. Im Gegensatz zu uns drögen Europäern, die sich immer mit der langweiligen Realität und ihren Problem auseinander setzen, wissen die Amis einfach, dass es im Lala-Land viel schöner ist, dass die Farben viel bunter sind und die Medien immer die Wahrheit sagen.
Davon abgesehen, dass Wahlwerbespots zur gerade abgeschlossen Midterm-Election in den USA stellenweise eher eine Hexenjagd, denn seriöser Berichterstattung ähnelt, so merkt man auch auf musikalischer Basis, dass man dem Amerikaner mit relativ belanglosem Alternative Rock immer noch begeistern kann. Anders ist es nicht zu erklären, dass ein Band wie Finger Eleven mittlerweile zwei Millionen Alben abgesetzt, in den USA Gold und in Kanada Platin eingesackt hat und ihren Songs auf diversen Games platziert hat.
Seit dem gleichnamigen Debüt der Truppe aus Ontario hinterlassen die Alben von Finger Eleven einen zwiespältigen Eindruck beim Hörer. So sehr die Kanadier in Songs wie "Whatever Doesn't Kill Me", dem gruseligen "Stone Soul" oder "Ordinary Life" (mehr Lala geht auch textlich kaum) eben einen nur schwer erträglichen Schubidu-Faktor ausstrahlen, so haben die Jungs durchaus ein Händchen für gute Melodien und den ein oder anderen interessanten Song.
Beispielsweise strahlt der Opener "Any Moment Now" - ähnliche wie "Livin In A Dream" - einen leichtfüßigen Charme wie Econoline Crush auf deren "Brand New History"-Scheibe aus. Mit "Pieces Fit" und "Famous Last Words" stehen dann zwei gute bis starke Alternative-Rocker auf dem Album und "Love's What You Left Of Me" tönt wie eine schöne relaxte Feierabend-Nummer.
Warum die Band in Nordamerika dermaßen abgefeiert wird, erschließt sich auch mit "Life Turns Electric" nicht so wirklich. Vielleicht hilft es, wenn man einfach die rosa Sonnenbrille aufsetzt und sich ein mentales Disneyland baut. Aber auch mit dem Arsch fett in der Realität kann man Finger Eleven einen gewissen Charme nicht absprechen.
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