laut.de-Kritik
Kitschiger Model-Pop statt rauher Punkrock.
Review von Martina KellnerMusiker und Models ziehen einander scheinbar magisch an. Man denke nur an Jagger und Hall, Seal und Klum, Doherty und Moss - die Liste ist lang.
Viel interessanter erscheinen an dieser Stelle die musikalischen Früchte derartiger Verbindungen, so wie es beispielsweise die Five O'Clock Heroes und In-Model Agyness Deyn (selbst übrigens mit Albert Hammond Jr. liiert) vormachen.
Die gemeinsame Single "Who" stieß in England bereits auf einige Resonanz, sowohl positiver als auch negativer Art. Modegazetten zeigten sich begeistert von Miss Deyns Facettenreichtum, das sonst gern euphorische Indie-Blättchen NME bewertete den Song mit dürftigen zwei von zehn Punkten. Wirklich schlecht ist die Single nicht, auch wenn Rock'n'Roll-Mannequin Aggy stimmlich etwas dünn bestückt ist. Ohrwurmqualitäten sind nicht von der Hand zu weisen, dennoch steht "Who" exemplarisch für ein insgesamt nicht allzu mitreißendes Zweitwerk der britisch-amerikanischen Combo.
Im Vergleich zum 2006er Debüt "Bend To The Breaks" bleibt von "Speak Your Language" nämlich leider recht wenig hängen. Dabei kamen die Heroes einst sogar ganz ohne Promifaktor aus. Es fehlen die Schmissigkeit eines "In Control" oder die treibenden, höchst eingängigen Gitarren von "Head Games". Ging es dem Kopf der Band Antony Ellis beim Erstling noch darum, "roughen punk shit" abzuliefern, stehen auf der zweiten LP nunmehr seichtere - keinesfalls fürchterlich schlechte, aber eben auch nicht gerade weltbewegende - Popnummern wie "Happy Toghether" im Vordergrund.
Nach wie vor bedient man sich bei diversen englischen Musikgrößen und selbsterklärten Vorbildern, Elvis Costello etwa, allen voran aber bei The Police. Bestes Beispiel hierfür ist "Don't Say Don't", das nicht nur instrumentell stark an die englischen New Waver erinnert. Nur gelingt die Zitiererei diesmal insgesamt nicht ganz so elegant wie einst. Der titelgebende Track erinnert noch stark an Debüt-Auskopplungen, ansonsten stehen neuerdings auch Flöten- und Saxophonpassagen ("Judas", "Grab Me") mit auf dem Plan.
Sänger Ellis trällert noch immer im charmantesten Akzent, oft jedoch ohne die nötige zackig-klangliche Untermalung, die man bei ihren Idolen von The Jam findet. Stattdessen rutschen der Frontmann und seine neu besetzte Mannschaft (einzig Drummer Sam Embery ist noch mit von der Partie) von Zeit zu Zeit in kitschige Schunkelnummern oder Radiopop à la "späte" Kooks bzw. Razorlight ab ("Alice", "These Girls"). Freunde letztgenannter Gruppen dürften nicht enttäuscht sein.
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