Porträt

laut.de-Biographie

The Jam

We're mods, we're mods, we're we're we're mods:
Grüner Parka, blaues Meer, glitzernde Roller, bunte Pillen, blutverschmierte Kids, prachtvolles Brighton. Die Modbewegung in den 60ern ist klassisch für Großbritanniens Musikbewegung. Die regelmäßigen Schlachten gegen die Rocker gehören zum Tagesablauf. Das Aussehen bestimmt die Szene und natürlich die Musik.

Ein Mann, der Godfather of Mod, wie seine Fans ihn auch heute noch betiteln, hat diese Rollerphase hautnah miterlebt. Paul Weller, Obermod mit Kultstatus. Gründer der Punk-60s-Rock Band The Jam. Nachdem der Punk durch Gruppen wie die Sex Pistols und Buzzcocks beherrscht wird, treten Mitte der 70er Jahre The Jam in das Musikgeschäft ein und beeinflussen zunehmend die Musikszene.

1975 lernt Paul Weller in der Schule seiner Heimatstadt Woking/Surrey den Schlagzeuger Rick Buckler kennen. Zu den Lunchzeiten trifft man sich im Musikzimmer der Schule zu gemeinsamen Sessions. Kein Zufall also, dass sie sich The Jam nennen. Mit dabei sind noch Gitarrist Bruce Foxton und Bassist Steve Brookes. Steve verlässt die Band wenige Zeit später wieder, somit übernimmt Bruce den Bass und Sänger Paul Weller greift selbst zur Gitarre. Die Formation ist perfekt. Die Karriere von The Jam kann beginnen.

Die ersten Live-Erfahrungen sammelt das Trio 1976 vor dem musikverwöhnten Publikum in den Londoner Clubs "Marquee", "100 Club" und dem "Red Cow Pub". Schon im Februar 1977 unterschreiben die talentierten Drei ihren ersten Plattenvertrag bei Polydor. Zwei Monate später erscheint die Debut-Single "In The City", die Platz 40 in den britischen Charts erreicht. Die Musikpresse umjubelt die Newcomer, als DIE neue Punk-Band der Insel. Im folgenden Monat gibt es das passende Album "In The City" zu kaufen. Dies wird in nur 11 Tagen eingespielt und steigt auf Platz 20 der britischen Charts. Der gerade mal 19-jährige Paul Weller ist für alle Songs verantwortlich. Sämtliche Texte stammen von ihm.

Auch mit der zweiten Single "Modern World" gelingt der Sprung in die Top 40. Diesmal auf Platz 36. Währenddessen starten The Jam 1977 eine kurze US-Tour, die aber alles andere als erfolgreich ist. Schlechte Erinnerungen bleiben Paul, Rick und Bruce im Gedächtnis. Ihre gute Laune finden sie erst wieder in ihrem Heimatland, nachdem im Sommer des selben Jahres die Veröffentlichung ihres zweiten Albums "This Is The Modern World" bei den Fans großartig ankommt. Die Belohnung dafür ist Platz 22 der britischen Charts. Musikkritiker lassen allerdings kein gutes Haar am Zweitling. Sie finden keinen neuen Sound und schreiben, dass sich das zweite Album vom ersten Album kaum unterscheidet. Aber das bereitet dem Trio keine Sorgen. Die Presse tituliert sie auch ständig als Punk- Newcomer und in nur eine Schublade darf man sie eigentlich nicht einordnen.

Mit zwei Alben im Gepäck touren The Jam als Headliner durch Großbritannien. Doch auch diese Reise wird nicht von Dauer sein. In einem Hotel in Leeds geraten sie in eine heftige Schlägerei mit einigen Rugbyspielern. Ober-Mod Paul Weller bricht dabei wohl einige Knochen und kommt vor Gericht. Einen guten Anwalt kann er sich mittlerweile leisten, kurze Zeit später wird er freigesprochen.

Im März 1978 bereisen sie erneut die USA. Diesmal im Vorprogramm von Blue Öyster Cult. Doch auch diesmal gewinnen sie keine neuen amerikanischen Fans. In Großbritannien jedoch steigen The Jam immer höher in den beliebten Pophimmel. Auf dem berühmten Reading Festival beglücken sie Tausende von Menschen. "All Mod Cons" erscheint 1979, mit diesem Album markieren The Jam einen wichtigen Punkt in ihrer Karriere. Das Songwriting von Paul Weller wirkt melodiöser, komplizierter und intensiver. Die Pop-Orientierung der Band nimmt zu und ihre beständigen Energien lassen auf kein Ende blicken. "All Mod Cons" ist ein absoluter Erfolg und gelangt auf Platz sechs in den britischen Charts. Sämtliche Singles erreichen die Top 20. Eine wahre Legende in Sachen Single-Hits. Ein erneuter Beweis durch die Single "Eton Rifles", die Platz drei der britischen Charts erklimmt. Und da kann man die Erfolglosigkeit in den USA schon mal schnell vergessen.

Durch den nächsten Chart-Erfolg mit der Single "Strange Town" gehen The Jam auf ihre erste Welttournee. Europa, Kanada und die frustrierende USA stehen auf der Liste des Trios. 1979 erscheint "Setting Sons" und erreicht endlich in den USA Platz 137. Natürlich kein Vergleich zu Rang vier in den britischen LP-Charts, aber ab jetzt haben sie auch die schwierigen Amis endlich in ihren Bann gezogen.

Ihren ersten Nummer eins Hit verbuchen The Jam in England mit der Single "Going Underground/The Dreams Of Children". Der Erfolg lässt nicht nach. Kurze Zeit später erreichen sie mit dem Song "Sound Affects" Platz zwei. Die wachsende Popularität nutzt Paul Weller, um einen eigenen Verlag zu gründen, der politisch kämpferische Schriften verlegt. Nach dem "Sound Affects" in den USA auf Rang 72 einsteigt, beschließen The Jam erneut auf Welt-Tour zu gehen. Diesmal wollen sie auch die Japaner beglücken.

Im Sommer 1981 erscheint das 6. Album "Funeral Pyre". Man merkt das Paul Weller immer mehr vom amerikanischem Soul und R'n'B fasziniert ist. Auch sein politisches Interesse baut sich immer mehr auf. Für den britischen TV-Sender BBC schreibt er einen Beitrag über das Klassenbewusstsein in England. Währenddessen freuen sich die anderen zwei Jam-Kollegen auf eine erneute Rang vier-Platzierung der Single "Absolute Beginners". Der Wirbel um die Band, die exzessiven Konzerte rund um die Welt und die vielen Veröffentlichungen zeigen auch ihre Schattenseiten. Paul Weller leidet noch im selben Jahr an einem schweren Nervenzusammenbruch. Ein Grund für ihn, die süffigen Alkoholgenüsse zu stoppen. Er hört auf zu trinken.

Im Februar 1982 veröffentlichen The Jam ihre erste Maxi-Single Town Called Malice/Precious. Prompt landet sie auf Platz eins in den UK-Charts. Damit sind The Jam die erste Band nach den Beatles, die gleich mit zwei Titeln in einer Ausgabe von "Top Of The Pops" auf dem TV-Sender BBC zu sehen ist.

Der amerikanische Einfluss zeigt sich immer mehr. Mit der neuen Single "The Gift" haucht Paul Weller im März 1982 soulige Töne in die Band. Spitzenpositionen in den britischen Charts sind ihnen sicher und in den USA erreicht die Single Platz 82. Während der anschließenden Welttournee "Trans Global Unity Express" drehen The Jam ihr erstes Video.

Ausgepumpt und frustriert zieht sich Paul Weller danach mit seiner Freundin Gil nach Italien zurück. Mit neuen Ideen für richtige Soul-Stücke im Kopf beschließt der Begründer unter der warmen Sonne des Südens The Jam aufzulösen. Doch zuvor gibt es noch eine letzte Chartsplatzierung mit "The Bitterest Pill (I Ever Had To Swallow)". Hier singt sich Paul Weller mit Belle Star Jenny McKeowen auf Platz zwei der britischen Charts. Nach einigen Protestaktionen gegen die Atombombe wird es im Oktober 1982 für alle drei Bandmitglieder Zeit, eigene Wege zu gehen.

Die Legende The Jam ist geschrieben. Von Paul Weller hört man auch später noch. Zunächst gründet er seine zweite Band The Style Council mit Mick Talbot (The Merton Parkas, Dexys Midnight Runners, The Bureau) zusammen. Anfang der 90er startet er seine erfolgreiche Solokarriere. Bruce Foxten und Rick Buckler versuchen auch ihr Glück, doch leider werden ihre Bemühungen niemals so bemerkenswert sein, wie die Erfolge von The Jam.

Im Jahre 2002 dürfen sich alle Fans von The Jam noch mal so richtig freuen und sogar ein Ständchen bringen. Am 29. 04. 1977 erschien die erste Single der Mod-Punker "In The City". 25 Jahre später gibt es von diesem Klassiker eine re-released 7" Single. Wenn das kein Grund für eine Party ist? Natürlich darf dann eine Best Of CD mit dem Namen "The Sound Of The Jam" nicht fehlen. Dieses Album ist ideal für alle, die schon immer mal vom rebellischen Mod-Punk-Dasein geträumt haben und nie dabei waren. Nein, nein, da gilt auch keine Randale am 1. Mai in Berlin. Da ist man noch kein Revoluzzer. Vielleicht ist dies der Beginn einer Reunion-Mod-Szenerie? Brighton, schließt schon mal die Ladentüren!

Alben

Surftipps

  • The Jam Fanseite

    Ziemlich kompletter englischer Schrein.

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