laut.de-Kritik
Was ist an ihr so magisch?
Review von Dani FrommEs muss nicht immer Fleur Earth draufstehen. Solange Fleur Earth drin ist, darf man sich allerdings auf deutschen Soul der ganz eigenen Sorte gefasst machen. Für ihr Projekt "Forsch' Und Facette" - die Götter und Fleur alleine wissen vermutlich, woher der Apostroph kommt - hat sich die Kölnerin mit Produzenten Quo Vadis zusammen getan, der um Stimme und Texte den jeweils angemessenen Beat-Rahmen klöppelt.
Die erstrecken sich vom lässigen Groove des Intros hinein in unwirkliche, geisterhafte Szenarien, von Spieluhr-Melodien bis hin zu funky pumpenden Bässen. Bei allem Respekt für des Reglerschiebers hochgradig abwechslungsreiche Arbeit: Den Dreh- und Angelpunkt bei Fleur Earth, den bilden nun einmal Stimme und Texte.
"Was ist an ihr so magisch?" Wer mit Fleurs sehr spezieller Art der Poesie nicht zurecht kommt, sie angesichts ihrer Gedanken-, Satz- und Wortfragmente bei den Schultern packen und schütteln und ihr ein René-Marik'sches "Mach' mal'n Satz draus!" entgegen schleudern möchte, ist bei dieser Poetin entschieden an der falschen Adresse.
Fleur Earth entführt wieder einmal in ihre eigene Sprach- und Gedankenwelt. Ihre Lyrics mäandern gleichermaßen um die klitzekleinen wie um die ganz großen Fragen des Daseins, greifen stetig nach dem schwer Fassbaren. "Die Geschichte, die ich grad' erzählt habe, ist wieder so eine Erfahrung, die ich gemacht habe, und ... ja." Als gingen der Sängerin beim Versuch, ihre Stimmungen und Gemütslagen zu beschreiben, zuweilen selbst die Worte aus.
Dabei legt sie, unabhängig davon, ob sie sich nun auf Gesang oder Spoken Word-Darbietung nahe am Rap konzentriert, immenses Rhythmusgefühl, ein schon fast beängstigendes Gespür für Metrik an den Tag. Zum Nebenher-Hören taugen Fleurs Texte freilich kein Stück; zu rasch verliert man bei derart unorthodoxem Gebrauch von Worten den ohnehin hauchzarten roten Faden.
"Seltsamkeit erfordert Überwindung", solches steht außer Frage. Fleur Earth gehorcht keiner Konvention. Sie bittet nicht darum, sie fordert sie bedingungslos: die vollste Aufmerksamkeit ihrer Zuhörerschaft. Verweigert man ihr diese, entziehen sich die Nummern dem Zugriff wie die fein gefiederten Blätter der Mimose. "Klar ist, meine Seele nicht verkauf'." Damit hätte wohl auch niemand gerechnet.
2 Kommentare
Wundervolles Album. Erwartungen erfüllt. Lieblingtitel bisher: Penis
Gefällt mir sehr gut.
Ne Mischung aus Joy Denalane und dem Retrogott