laut.de-Kritik
Viel, lang, Bandbreite, Spielfreude!
Review von Christian Schmitz-LinnartzViel ist passiert im "Verein" in Ehrenfeld. Mit Jenny Thiele wurde die mutmaßlich schönste Stimme der deutschen Musiklandschaft aus dem künstlerischen Alleingang für die Tournee zurückverpflichtet, das Marketing erledigt man durch die sozialen Netzwerke weitestgehend selbst und verkauft auf Tournee dennoch (kleinere) 'Stadien' aus, Die Videos der Songs, die in den sozialen Medien und auf Youtube kursieren, spiegeln Fortunas unbekümmerte Spielfreude beim Einspielen des Albums in nur zwölf Tagen gut wieder. Somit verwundert es nicht, dass "Universum" auf Doppelalbumlänge mehr als überzeugt.
Der eröffnende Song "Die Sonne So Rot" macht die Platte angenehm melancholisch auf, versiertere Musikredakteur:innen als ich würden auch noch herausarbeiten, dass sich die Melodie als Motiv noch weiterhin durch das Album zieht. "San Francisco Candy Boy" macht die zweite Farbe vom Spektrum auf, Jahrmarkts-Lolly-pop- Gesangsduett- FE at its best von Bechler mit Leonie Geissler.
Überhaupt steht Leonie Geissler Jenny Thiele gesanglich in nichts nach, somit kann es im Hinblick auf die Live-Performance nur gut tun, dass sowohl Jenny als auch Leonie am Start sind, Fortuna Ehrenfeld fühlte sich als Bandgefüge selten so rund an. Konkret zum Spektrum von "Universum". Da ist wieder das Ruhige, die Musik für warme Stuben an kalten Tagen, "Astronautenlied" und Co; oder es wird reminisziert an "The Police", mit "Hol die Polizei", eine Verbeugung an "De Do Do Do ..."
Das Sprichwort "Mehr Menschen, mehr Idioten" ließe sich auch wunderbar übertragen auf Musikalben mit 31 Songs, "mehr Songs, mehr Ausreißer". Ich mache es kurz, diese Ausreißer sucht man trotz einer Albumlänge von 111 Minuten mit der Lupe und überdies ist dieses Urteil ja auch sehr subjektiv.
"Tulpen aus Amsterdam" ist ein Song, der nicht nur die Energie, sondern auch die Länge einer angeleiteten Meditation hat. Warum es musikalisch zerrissene fragmentarische fünfminütige Interludes wie "The Creatures From The Sea" braucht, wollte sich mir noch nie erschließen, und der- oder diejenige, dem oder der "Fuzzi Fuzzi Cowboy" nicht zu infantil ist, möge laut 'hier' schreien. Ansonsten aber spielen die Ehrenfelder die gesamte Klaviatur ihres musikalischen Spektrums aus, "Bring Back The Noise" macht sogar den Moshpit auf, Pogo, gib ihm; und was für einer.
Lediglich ein absoluter Guter-Laune-Glitzer-Song der Kategorie "Das Imperium Rudert Zurück" fehlt und das mag auch nur dem hier schreibenden Rezensenten auffallen, da es aber dieser Rezensent ist, der diese Rezension schreibt und dieser Typ in dieses Lied verliebt ist und die Fortuna leider an solchen Nummern misst, findet er das ein bisschen schade.
6 Kommentare mit einer Antwort
Ganz großes Theater. Es klingklongt wie aus einer anderen Welt. Gedankenreich!
kannte ich bislang nicht. ist ja einfach nur fürchterlich
Klassische 1/5
Zusätzlich 1/5 fürs Label
Die Sonne so rot fühlt sich schwer an, anstatt leicht und schwebend. Not my Type.
Die ersten Platten, etwas weniger die letzte, waren ziemlich monoton, mit fast nur melancholischen, langsamen Pianosongs und quirky Texten. Gefühlt zwölf mal derselbe Song. Finde den Trend sehr schön, daß die Musik jetzt viel abwechslungsreicher ist. Den bitte beibehalten, und auf der nächsten Scheibe gerne noch zwei-drei spaßige Ohrwürmer wie auf der letzten unterbringen!
Ich scheine Deutsch in Musik auch nur ertragen zu können, wenn es dadaistisch, surreal, oder putzig ist. Scheint ne angenehme Kölner Marotte zu sein.
Vor Jahren mal im Vorprogramm von Kettcar glaub ich gesehen. Dachte im Vorfeld eigentlich, dass mir das gefallen könnte, fand den Vortrag aber mit jedem Song schrecklicher. Geht gar nicht.
zieht sich live ziemlich, weil die Songs dann doch, bis auf ein paar Ausnahmen, recht gleich klingen