laut.de-Kritik
Routinierter Après-Ski-Punkrock für die Unheilig-Klientel.
Review von Manuel BergerFrei.Wild setzen neue Maßstäbe. Geizten die Südtiroler schon bei "Opposition" nicht mit Songs (26 gab es insgesamt), verfügt "Rivalen Und Rebellen" nun über 33 Tracks, verteilt auf drei CDs. Viel Stoff, viel Neues? Denkste. Der Horizont der Band scheint sich mit fortschreitender Albumzahl eher zu verengen statt zu erweitern.
Philipp Burger, Zegga Gargitter, Jonas Notdurfter und Drummer Föhre kämpfen natürlich noch immer "Zwischen Allen Fronten", sehen überall "Mediennutten, Systemmarionetten, Einheitsbrei, Flaschen unter Punkrocketiketten" und kloppen seelenruhig ihren eigenen kantenlosen Deutschrock. Musikalisch eckt hier rein gar nichts an, die Gitarrenmelodien tröpfeln brav harmonisch und nach dem immergleichen Schema über durchgeschlagene Powerchord-Begleitung. Im Mittelpunkt steht Burgers Gesang, für die grölfreudigen Fans stets auf Einfachheit bedacht. Der Deluxe-Version liegen ein Würfelbecher und Bierdeckel bei. So lenkt die Musik wenigstens nicht zu sehr vom Spielen ab.
Abwechslung vom Après-Ski-Punkrock gibts wie üblich mit einigen Ska-Nummern und Balladen. So hüpfen Frei.Wild mit Off-Beat und Bläserunterstützung "In 8 Minuten Um Die Welt" und flehen in "Weil Kein Krieg Für Ewig Ist" mit Streichern und Klavier um "mehr Umarmung und Gefühle". Dieselbe Hallengröße wie Unheilig bespielen sie längst, nun sprechen sie auch dasselbe Klientel an.
Simpel heißt freilich nicht automatisch schlecht, inzwischen haben Frei.Wild einfach zu viel Routine, ums im Songwriting komplett zu vermasseln. Die hört man dem quantitativen Overload "Rivalen Und Rebellen" dafür fast durchgehend an. Qualität erzielt das Quartett so nach dem Hit & Miss-Prinzip. "Auf Ein Nie Wieder Wiedersehen" entpuppt sich als starke Powerballade, die von Burgers kraftvollen Refrain-Vocals lebt.
Demgegenüber steht furchtbar Einfallsloses ("0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 – yippie-ya-yeah, let's go!") sowie die Vollbedienung Streckbank: Gehen die Ideen aus, jagt man halt die Chorus-Hook nochmal durch den Vocoder, um den Song abwechslungsreicher zu gestalten ("Keine Angst Vor Liebe"). Immerhin haben die Fans ja große Auswahl, um sich eine eigene kompaktere Tracklist daraus zu basteln.
Allerdings scheinen Frei.Wild ihren Hörern generell nicht sonderlich viel zuzutrauen, schrauben sie doch das sprachliche Niveau oft auf ein Minimum herunter. Lieblingsmarotte: Wortwiederholungen. Frei.Wild bringen nicht "alle" um, sie bringen "alle, alle, alle, alle" um. Frei.Wild sind nicht "anti", sie sind "anti, anti, anti". Die Zeit ist nicht "vorbei", sie ist "vorbei, vorbei, Geschichte, vorüber, gegessen, Vergangenheit". Über einen Song namens "Fick Dich Und Verpiss Dich", dessen Fazit lautet: "Checkst du's oder checkst du's nicht, dass du unser aller Arschloch bist?" müssen wir gar nicht erst reden.
Ja, sie liefern – natürlich – wieder Futter für kritisierende "Moralapostel" und damit gleichzeitig auch den Leuten, die der kritisierten Ideologie bis aufs Blut verschworen sind. "Ja, dieses Land ist unser Leben" knurrt Burger schon im vierten Lied "Auf Zum Schwur". Mit direktem Zitat bezieht er sich auf ein Volkslied, das zur Tradition des alljährlich in ganz Tirol entfachten Herz-Jesu-Feuers entstanden ist.
Zwar stellen sich Frei.Wild mit Zeilen wie "Ich brauche keinen Führer, keinen höchsten Rang" ("Nicht Zu Viel Denken Und Einfach Machen") auch gegen rechtes Gedankengut, tun das aber – vor allem auf die Gesamtlauflänge des Albums gesehen – wesentlich zurückhaltender, als sie Interpretationsspielraum für nationalistische Deutungen lassen. In einem Fort denken sie sich neue Kosenamen für ihre Gegner aus, ähnlich klare Worte gegen den grassierenden Fremdenhass – wie sie sie abseits ihrer Alben ja durchaus schon fanden – sucht man in d r e i u n d d r e i ß i g Songs, aber vergebens. Das höchste aller Gefühle ist der schwammig gehaltene, auf die Bonus-CD verbannte Anti-Waffen/Anti-Kriegssong "Betteln Vs. Batteln". Aber warum gegen das Image ankämpfen, wenn man sich noch tiefer in die inzwischen recht groß gewordene Nische buddeln kann?
18 Kommentare mit 47 Antworten
Musik für die Dorfdisko damit zwischen all dem Party-Schlager für die Mädels auch mal die Jungs nach drei Fanta-Korn gröhlend die Tanzfläche entern.
0/5 für diese intellektuelle Bankrotterklärung.
Du hast ja komische Arten, deinen Samstagabend zu verbringen.
Besser hingegen: Sich über Schildkröten lustig machen, ein bekifftes Krokodil darstellen oder sich mit Gürteln schlagen
Fände ich jetzt auch nicht so witzig... man Leute was habt ihr hier alle für eine Fantasie?
Jaja, halt mal wieder den Rand du verkappter Zyniker.
Bin ich jetzt gemeint oder der über mir?
0/5
In Sachen Deutschrock einfach momentan das Non plus ultra.
Verdiente 5/5 für die Junx für die Simpáticos aus Südtirol.
In diesem "Genre" das Non Plus Ultra zu sein bedeutet nicht sonderlich viel...
horsti, warum so grantelig? Rock mal mit, geile Mucke ist das!
Dann hör ich mir noch lieber freiwillig die Onkelz an...
Ongelz sind auch geil, die gehen natürlich immer klar.
Moin ihr Deutschrock Experten... das Album ist die 20 Woche in den Top 30 der deutschen Albumcharts! Spricht für sich... also ihr meckert weiter... ich feier noch bissi dieses Album... denn das ist unsere eigene Art zu leben... harmonische Grüße Euer Plastikball
Ist Helene Fischer auch! Und die ist trotzdem nicht annähernd so scheisse wie deine Rotzkapelle!
@Plastikball: gräme dich nicht. fw wird hier aus prinzip schlecht bewertet. es geht weniger um die musik, sondern mehr um das drumherum. man muss halt den politisch korrekten nach dem mund reden
Sodi, du bist doch auch der 100% Troll.
@Ehrenbrudi: jaja, du bist halt tief im würtembergischen pietismus verwurzelt und daher auch bis zu einem gewissen grad ein gutmensch...lass dir gesagt sein, es braucht immer auch opposition und damit hat fw schon seine daseinsberechtigung.
"lass dir gesagt sein, es braucht immer auch opposition und damit hat fw schon seine daseinsberechtigung."
Ich erwarte ja sehnlichst den Tag, an dem du dein Geschwafel mit irgendetwas anderem als der immer gleichen tumben, eindimensionalen Antihaltung zu begründen anfängst.
@Gleep: du liegst leider wiedermal meilenweit daneben. nicht "ich" muss etwas begründen, sondern die fw gegner und gutmenschen müssten irgendwann mal plausibel begründen, warum fw ihrer meinung nach rechts ist. wie dir vielleicht irgendwann mal aufgefallen ist, wird aus dem ganzen riesigen katalog an fw songs immer nur eine einzige textzeile als beleg zitiert (abgenommene kreuze aus respekt etc)...andere beispiele aus den lyrics existieren praktisch nicht. diese tatsache fiel zuletzt sogar dem spiegel auf und er versuchte daher in einem mehrseitigen "special" die freiwildler als "populisten" darzustellen...jetzt also nicht mehr richtig "rechts" sondern nur noch "populistisch"...ohne das jemand irgendwann mal erklärt hat, was an einem populisten eigentlich so schlimm ist...
https://youtu.be/8cPjOI6m0pg
https://youtu.be/kXGhJYCgYG8
@Sodhahn: Das ist ja alles schön und gut, nur habe ich hier über Frei.Wild auch kein einziges Wort verloren. Mir ist das auch relativ egal, ob die rechts sind oder nicht, mir reicht da zu wissen, dass ich sie persönlich musikalisch absolut scheiße finde.
Mich stören nur ein wenig deine andauernden Selbstzweckargumentationen. Opposition ist in den meisten Fällen gut und richtig und wichtig und in den allerwenigsten Fällen hat eine Seite die Wahrheit für sich gepachtet, na klar. Aber trotzdem, nein, nicht zu allem braucht es eine Oppositionshaltung. Menschenrechte zum Beispiel brauchen ganz sicher keine Opposition. Genauso wie Mord und Vergewaltigung keine Beführworter brauchen. (Sind jetzt extreme Beispiele, ganz sicher nicht auf dich bezogen). Und genauso wenig ist etwas nur deshalb gut, weil es irgendeine bestimmte Gruppe Menschen provoziert, ohne wirklich darüber zu reflektieren, was diese Provokation jetzt bewirken soll und ob sie konstruktiv oder destruktiv ist.
Das sind einfach schlicht und einfach alles keine wirklichen Argumente, sondern reinenScheinargumente. Und die kommen halt auffällig oft aus der Ecke, die sich generell durch eine in letzter Konsequenz unglaublich asoziale und menschenverachtende Grundhaltung auszeichnet und die ihr Verhalten sonst auf keine andere Weise zu verteidigen weiß.
Dich will ich da jetzt gar nicht zwangsläufig in die Ecke einordnen, du tust dir aber selber auch ganz sicher keinen Gefallen damit, einen Großteil der Zeit so ein unreflektiertes Gebräse von dir zu geben und die eigene Angriffshaltung als Verteidigung oder rechtschaffen schönzuwaschen.
Ansonsten hast du aber zwei gute Punkte aufgebracht. Einerseits mit den (Nicht-)Rechten Texten von Frei.Wild und der Frage nach Populismus.
Zu ersterem kann ich nur bedingt was sagen, da ich mich weder auskenne, noch interessiert's mich wirklich. Das Problem, das ich persönlich aber bei solchen Bands/Texten ausmache ist, dass sie oft tatsächlich nicht explizit rechts sind und es vielleicht auch dem Dialog nicht förderlich ist, wenn sie von der Gegenseite immer gleich als solche betitelt werden. Das Problem ist vielmehr, dass den meisten solcher Texte tatsächlich sehr explizit ein unglaublich geistig reduziertes, unreflektiertes, grenzenziehendes und falsche Konflikte heraufbeschwörendes ist. Die typische "Wir gegen die Anderen"-Mentalität um es mal versimpelt auszudrücken. Und die führt dann, wenn man sie konsequent genug anwendet und lebt fast schon zwangsläufig in die rechte oder rechtsähnliche Ecke. Und das oft ohne, das man sich dem ganzen selbst unbedingt so bewusst ist.
Und an Populismus ist an und für sich und in der Theorie erst einmal gar nichts schlimm. Faktisch ist es aber nun einmal so, das fremden- und menschenfeindliches Gedankengut auf die eine oder andere Weise sehr weiten Zuspruch in der Bevölkerung findet und das eine reaktiv-emotionale Sichtweise auf die Dinge, wie sie von Populisten angesprochen wird, sich einerseits extrem leicht manipulieren lässt und selten wirkliche Problemlösungsstrategien hervorbringt. Beides ist faktisch schlecht und entsprechend sind auch die allermeisten Spielweisen des Populismus mehr als problematisch, selbst wenn an dem Konzept selber in der Theorie natürlich absolut nichts verkehrt ist.
deine videos haben keine relevanz - weil unfassbar scheiße. genau wie du.
@scientologe
Natürlich @scientologe sonst hat ja keiner Videos verlinkt!
Bist du evtl. dumm?
@eieieieiei
eher korrekt! dass du dumm und peinlich bist, kann man jedem deiner kommentare entnehmen. ich sag nur nackensteak, du trottel.
Zumindest muss ich nicht ein dutzend Accounts anlegen um dann doch immer wieder die selbe Scheisse durchzuziehen, schaff dir ein Leben an du Witzfigur.
ein dutzend? millionen!
Pastikball: Fresst Scheisse, denn Millionen fliegen koennen nicht irren???
Im Ernst: Dieses Album fuehrt den schleichenden Untergang der Band fort. Masse statt Klasse. Ich hatte nach Opposition (und eigentlich schon seit Gegengift) meine Probleme mit dem neuen musikalischen Weg. Dieses Album habe ich nach probehoeren als erstes Frei.Wild Album nicht gekauft.
schleichender untergang? sorry, aber für mich bist du kein echter supporter. richtige fans gehen den weg mit. gerade in diesen schwierigen zeiten ist es wichtig die reihen geschlossen zu halten.
Unterschlag mal bitte nicht die Fahnen hochzuhalten, hm? Danke
hat alles andere vorher nichts gebracht? dann zieh dich hoch am fahnenmast.
Klasse Album...Scheint immer ganz schlimm zu sein,wenn eine Band den Underground verlässt und erfolgreich ist...jedenfalls für sich elitär haltende Schreiberlinge.Im Übrigen geht es im Song " Nicht zu viel denken und einfach machen" um sich selbst kaputtdenken und nicht um irgendwelche politischen Botschaften.Nur weil das Wort "Führer" darin vorkommt,handelt es sich nicht um Hitler.Sonst würden Millionen Deutsche ja auch ihren PKW mit einem Hitlerschein fahren. Klasse Songs,Klasse Texte,mitten aus dem Leben,bei den sich (fast) jeder angesprochen fühlen kann.Im Übrigen ist jedes Wort im Song "Geartete Künste" wahr. Abgewrackte Ex-Stars wie Grönemeyer oder die zur Schlagerband verkommenen Untoten Hosen können sich die Jacke gern anziehen denn sie passt wie maßgeschneidert.Frei-Konzerte und Anbiederung ist wohl der einzige Weg,wie sie noch große Zuschauerzahlen generieren können.Aufgrund der angebotenen musikalischen Beschallung kein Wunder. Fazit: Frei.Wild sind erfolgreich,sprechen viele Menschen an und aus der Seele und das stinkt das von ihnen gern besungene Klientel halt an und dieses versucht sie eben totzuschreiben.Klappt nur glücklicherweise nicht....Wem es nicht gefällt,der kann ja Faule Sahne Fischvegiftung hören... ;-P
Heikö (21) aus Meuselwitz hat mal richtig Dampf abgelassen