laut.de-Kritik
Die Elektro-Veteranen erinnern sich ihrer Jugend.
Review von Michael SchuhDer erleichterte Seufzer unzähliger Elektro-Fans dürfte quer über Kontinentaleuropa zu hören gewesen sein: Front 242 sagten vor etwa zwei Jahren ihrem Techno-Faible Adieu. Zuvor tourten die belgischen EBM-Recken zwar unregelmäßig, dafür aber mehrere Jahre lang ausdauernd mit ihrem beattechnisch ans Techno-Zeitalter angepassten Songkatalog.
Für eine Weile war das ja ganz interessant, zumal sich seinerzeit aufstrebende Bands wie Underworld oder The Prodigy offen zu den Pioniertaten des belgischen Starkstrom-Quartetts bekannten.
2006 feierte die Band ihren 25. Geburtstag in Brüssel zwar noch mit nachgewachsenen Fans wie The Hacker und Terence Fixmer, hatte aber schon wieder neue Pläne. Warum nicht die alten, wieder verstärkt gefragten Analog-Sounds der 80er Jahre digital einspeisen und mit den Originalversionen der Vergangenheit auf Tournee gehen?
Eine Entscheidung, die mitten ins Herz der ohnehin sehr retro-geschulten EBM-Gemeinde traf. Die treffenderweise "Vintage Tour" benannte Welttournee läuft bis heute. "Moments 1" hält nun 18 Songs aus verschiedenen Konzerten für die Nachwelt fest. Und tatsächlich: Da wummern die alten Roland-Keyboards über den vergleichsweise dünnen 80er-Drums. Ach, was waren wir jung damals.
"Happiness" lässt die Retro-Party mit einem relativ neuen Live-Favoriten starten, "Body To Body" jedoch führt sogleich zurück ins Jahr 1981. Natürlich gibt Sänger Jean-Luc De Meyer noch immer den brummenden Gegenpart zu Richard 23s wilden Anheizer-Shouts.
So klinisch rein und zärtlich arrangiert die Versionen von "Until Death", "Lovely Day" oder "Im Rhythmus Bleiben" auch sein mögen, beim Hören stellt sich einem unweigerlich die Frage, wieso man nicht gleich die Studioalben anhört.
Daher unterhält "Moments 1" sicher diejenigen am besten, die die besagte Tournee selbst besucht haben. Ein paar Überraschungen finden sich dennoch. Für einen "Commando Mix", den politischen Samplebrocken "Funkahdafi" oder "Kampfbereit" muss man schon weit in der 242-Konzerthistorie zurück gehen.
Vintage hin oder her, die aktuellen, eher ruhigen Songs "Loud" und "Together" verdeutlichen noch einmal, dass Front 242 nicht zwangsläufig in die Vergangenheit blicken müssen, um große Momente wachzurufen. Dem eher durchwachsenen Werk "Pulse" von 2003 könnte durchaus noch einmal eine Großtat folgen. Derweil liegt das "Moments"-Album auch in einem limitierten 2CD-Pappbox-Paket vor, auf dem dann sogar der "Masterhit" und "Quite Unusual" zu finden sind.
2 Kommentare
Bin etwas entäuscht, die Soundqualität stimmt für mich einfach nicht. Schade.
Früher Live...das hat ordentlich gebummert und gewummert. Irgendwie kam mir die Mukke härter vor
Auch als alter Fan: Braucht keine Sau! Macht einem nur ne Menge guter Erinnerungen kaputt.